Ausgrabung in England Wikinger nahmen Tiere mit auf Reisen

Wikingerstele aus dem 9. Jahrhundert: Die Beziehung von Mensch und Tier wurde bislang unterschätzt.
Foto: PHAS / Universal Images Group / Getty ImagesEigentlich gelten die Wikinger als brutal: Mit Helmen und Äxten überfielen sie Städte und Klöster, sie töteten und plünderten. Eine weiche Seite schienen sie trotzdem zu haben: wenn es um ihre Tiere ging. Das legt eine Studie nahe, die in der Fachzeitschrift »PLOS One« veröffentlicht wurde.
Fachleute der Universitäten Durham, Brüssel und York fanden heraus, dass die Wikinger ihre Pferde und Hunde auf Eroberungszüge mitnahmen. Sie luden sie auf ihre Schiffe und überquerten mit ihnen die Nordsee nach Großbritannien. Die Tiere begleiteten die Wikinger außerdem bis in den Tod: Sie wurden bei Feuerbestattungen mit ihnen verbrannt.

Bestattungsstelle im britischen Derbyshire: Die Wikinger ließen sich mit ihren Tieren verbrennen
Foto: Julian Richards / Julian Richards/University of York/dpaBisher war man davon ausgegangen, dass die Wikinger ihre Tiere in Skandinavien zurückließen und sich bei ihrer Ankunft neue beschafften: indem sie sie von der lokalen Bevölkerung raubten.
Geopfert, um mit ihren Haltern bestattet zu werden
Untersucht hatten die Archäologen und Chemiker Knochen von einem Grabhügel in der britischen Grafschaft Derbyshire. Es handelt sich um Knochen von drei Menschen und drei Tieren: die eines Pferdes, eines Hundes und womöglich eines Schweins. Die Überreste stammen vermutlich von einer großen Wikingerarmee, die im Jahr 865 in England einfiel.
Die Knochen der Tiere untersuchten das Fachteam per Strontiumisotopenanalyse. Das Element lagert sich über die Nahrungsaufnahme in Knochen ab. Es kann Aufschluss auf die Herkunft längst verstorbener Lebewesen geben. Die Tiere auf dem Wikingerfriedhof stammten demnach aus dem baltischen Schild: einem geografischen Gebiet, das Finnland, Teile von Norwegen, Schweden und Russland umfasst.
Dass auch Pferde, Hunde und womöglich andere Tiere an Bord der Wikingerschiffe mitreisten, deuten die Forscher als Hinweis auf eine enge Beziehung zwischen Tier und Mensch. »Es zeigt, wie sehr Wikinger-Anführer ihre persönlichen Pferde und Hunde schätzten, dass sie sie von Skandinavien mitbrachten und dass die Tiere geopfert wurden, um mit ihren Haltern bestattet zu werden«, sagte Ko-Autor Julian Richards von der Universität York der britischen Nachrichtenagentur PA.
Studienleiterin Tessi Löffelmann von der Universität Durham sagte der »BBC« , sie empfinde die Ergebnisse als »wirklich rührend«. Sie legten nahe, dass bisher unterschätzt wurde, wie wichtig Tiere für Wikinger waren.