Hochrechnung für die USA Zeitumstellung verursacht 28 tödliche Unfälle pro Jahr

Wenn die Uhren auf Sommerzeit gestellt werden, steigt das Risiko für Unfälle im Straßenverkehr, warnen Forscher. Der Biorhythmus soll dabei eine entscheidende Rolle spielen.
Zeitumstellung: "Die akuten negativen Auswirkungen der Sommerzeit auf das tödliche Verkehrsunfallrisiko sind real und können verhindert werden"

Zeitumstellung: "Die akuten negativen Auswirkungen der Sommerzeit auf das tödliche Verkehrsunfallrisiko sind real und können verhindert werden"

Foto: Peter Stark/ Getty Images

Ein Verzicht auf die Umstellung zwischen Winter- und Sommerzeit könnte für mehr Sicherheit im Verkehr sorgen. Allein in den USA ließen sich dadurch statistisch betrachtet 28 tödliche Unfälle pro Jahr vermeiden, berichten Wissenschaftler im Fachblatt "Current Biology" .

Für die Studie hatten die Forscher 732.835 tödliche Unfälle im Zeitraum von 1996 bis 2017 analysiert. Sie stellten fest, dass es in der Woche nach der Zeitumstellung von Winter- auf Sommerzeit zu deutlich mehr Unfällen kam als in der Woche davor und danach. Im Schnitt stieg das Risiko eines tödlichen Unfalls in der Zeitumstellungswoche um sechs Prozent. Dies entspricht 28 tödlichen Unfällen pro Jahr, die die Forscher als eine Folge der Zeitumstellung ansehen.

Liegt es am gestörten Biorhythmus?

Bei der Zeitumstellung im Frühjahr werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Morgens bleibt es dadurch länger dunkel, abends ist es dafür länger hell. Das Risiko für Unfälle war laut den Forschern vor allem in den Morgenstunden erhöht.

Aber auch am Abend, wenn es länger hell war, lag das Unfallrisiko noch über dem jährlichen Durchschnitt. Die Forscher vermuten deshalb, dass der gestörte Biorhythmus, einhergehend mit Schläfrigkeit, einen größeren Einfluss auf das Unfallrisiko hat als fehlendes Tageslicht am Morgen. "Die akuten negativen Auswirkungen der Sommerzeit auf das tödliche Verkehrsunfallrisiko sind real und können verhindert werden", sagt Studienautorin Céline Vetter von der University of Colorado.

Andere Forscher zweifeln jedoch, dass sich die gehäuften Verkehrsunfälle allein auf die Zeitumstellung zurückführen lassen. So flossen in die Auswertung kaum Informationen über Wetterbedingungen, Verkehrsaufkommen oder Unfallursache ein.

Dass die Zeitumstellung das Unfallrisiko beeinflusst, halten jedoch auch sie für wahrscheinlich. "Schulwegunfälle passieren vor allem in der dunklen Jahreszeit", sagt der Berliner Unfallforscher Siegfried Brockmann. Durch die Zeitumstellung bleibe es im Frühjahr länger dunkel, wenn Kinder zur Schule müssen. Dadurch könnte es zu mehr Unfällen kommen. Laut Brockmann würde die Einführung der dauerhaften Winterzeit das Risiko für Schulwegunfälle senken.

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Die EU plant bereits, die Zeitumstellung abzuschaffen. Allerdings herrscht zwischen den Mitgliedstaaten Uneinigkeit: Einige fordern vehement die Einführung einer dauerhaften Sommerzeit, andere bestehen auf der Einführung der Winterzeit.

koe/dpa
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