Bericht der Weltwetterorganisation Methanwerte 2021 so stark gestiegen wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen

Methan ist ein besonders klimaschädliches Gas – vergangenes Jahr erreichte die Konzentration in der Atmosphäre 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung. Die Ursache gibt Experten ein Rätsel auf.
Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe 2021 einen Höchststand erreicht

Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe 2021 einen Höchststand erreicht

Foto: Roman Becker / EyeEm / Getty Images

Seitdem vor rund 40 Jahren begonnen wurde, die Konzentration des Treibhausgases Methan in der Atmosphäre systematisch zu messen, ist sie nicht so stark gestiegen wie 2021. »Der Grund für diesen außergewöhnlichen Anstieg ist nicht klar, scheint aber sowohl auf biologische als auch auf vom Menschen verursachte Prozesse zurückzuführen zu sein«, hießt es von der Weltwetterorganisation (WMO).

Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre habe damit 2021 zugleich einen Höchststand erreicht, ebenso wie die von Kohlendioxid und Lachgas – jeweils seit Beginn der Messungen dieser Treibhausgase.

Methan trägt nach Kohlendioxid (CO₂) am meisten zum Klimawandel bei. Es entsteht, wo organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird. Es ist längerfristig 25-mal klimaschädlicher als CO₂ – jedoch wird weniger Methan als CO₂ ausgestoßen. Zudem hält es sich kürzer in der Atmosphäre: Bei Methan sind es gut zehn Jahre, bei CO₂ ist selbst nach Jahrhunderten ein beträchtlicher Anteil noch in der Atmosphäre. CO₂ trägt etwa zwei Drittel zum Treibhauseffekt bei, Methan gut 16 Prozent und Lachgas rund 6,5 Prozent. Alle Treibhausgase zusammen haben zu einer durchschnittlichen weltweiten Erwärmung von 1,1 Grad seit Ende des 19. Jahrhunderts geführt. In Deutschland sind es 1,6 Grad.

262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung

Die globale Durchschnittskonzentration von Methan stieg nach WMO-Schätzungen 2021 um 18 auf 1908 ppb – parts per billion, Teilchen Methan pro Milliarde Teilchen. Im Jahr davor war der Anstieg mit 15 ppb ebenfalls deutlich größer als im langjährigen Durchschnitt. 1908 ppb entspricht 262 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung.

Ein Großteil stamme wohl aus Feuchtgebieten und Reisfeldern, schreibt die WMO in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Unklar sei noch, ob dies eine Folge des Klimawandels ist, etwa weil Feuchtgebiete feuchter und wärmer werden. Je wärmer, desto schneller wird organisches Material abgebaut, und ein Abbau im Wasser ohne Sauerstoffzufuhr führt zu höheren Methanemissionen. Aber die WMO schreibt auch: »Der dramatische Anstieg könnte auch auf die natürliche jährliche Variabilität zurückzuführen sein.«

Beim Kohlendioxid sei der Anstieg der Konzentration von 2020 auf 2021 höher gewesen als im Durchschnitt der zehn vorangegangenen Jahre. Die Konzentration stieg 2021 um 2,5 auf 415,7 ppm – parts per million, Teilchen CO₂ pro Millionen Teilchen. Das entspricht 149 Prozent des Niveaus vor Beginn der Industrialisierung um 1750. CO2 entsteht etwa durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die Zementproduktion und andere Industrieprozesse sowie im Zuge von Waldzerstörung.

Je nach Messstationen und Berechnungsmethoden weichen die WMO-Werte leicht von Angaben etwa der US-Klimabehörde NOAA ab. Die WMO bildet jeweils einen Mittelwert aus den Messungen mehrerer Stationen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes war der Anstieg der Methankonzentration in der Einheit "ppm" angegeben, richtig ist die Einheit "ppb", parts per billion. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert.

ani/dpa
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