Sojus-Flug zur ISS Milliardär bucht zwei Wochen Urlaub im Weltraum

Erstmals seit zwölf Jahren fliegt Russland wieder Touristen zur Internationalen Raumstation. Es waren aber nicht nur Abenteurer an Bord.
Die ISS-Touristen Yusaku Maezawa (l.) and Yozo Hirano (r.) mit dem Kosmonauten Alexander Misurkin

Die ISS-Touristen Yusaku Maezawa (l.) and Yozo Hirano (r.) mit dem Kosmonauten Alexander Misurkin

Foto: Roscosmos Press Service / EPA

Das Geschäft mit Weltraumtouristen teilten Jeff Bezos, Elon Musk und Richard Branson zuletzt unter sich auf. Die Space-Firmen der drei Milliardäre fliegen fast schon regelmäßig Menschen ins All oder zumindest an den Rand. Nun mischt auch Russland wieder mit – und bietet einem zahlenden Kunden deutlich mehr als einen Blitzausflug in die Schwerelosigkeit.

Zwei Wochen sollen der japanische Milliardär Yusaku Maezawa und sein Assistent Yozo Hirano auf der Internationalen Raumstation (ISS) verbringen. Am Mittwoch begann ihre Reise vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass die Weltraumbehörde Roskosmos Touristen zur ISS mitnimmt.

Mehr als sechs Stunden sollte der Flug zur ISS dauern. Mit an Bord der Sojus-Rakete war mit dem Kosmonauten Alexander Missurkin auch ein Profi. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie das Raumschiff MS-20 bei Winterwetter planmäßig von der Startrampe abhob und in den bewölkten Himmel aufstieg. »Der Flug verläuft normal«, meldete die Flugleitzentrale.

Mit dem Trio an Bord startete die Sojus-Rakete in Kasachstan

Mit dem Trio an Bord startete die Sojus-Rakete in Kasachstan

Foto: Shamil Zhumatov / REUTERS

»Träume werden wahr«, twitterte Maezawa vor dem Abflug. »Die Internationale Raumstation wird zwei Wochen lang mein Zuhause sein.« Privatpersonen an Bord der Station in rund 400 Kilometern über der Erde sind in den vergangenen Jahren selten gewesen. Mit den beiden Japanern steigt die Zahl der von Roskosmos beförderten Touristen auf nun neun.

Ein Grund für die geringe Zahl ist, dass die russischen Raketen viele Jahre lang US-Astronauten zur ISS mitgenommen haben. Zudem sind die Kosten für solche Reisen nach wie vor immens.

»Wir sprechen von mehreren Zehn-Millionen US-Dollar«, sagte der Chef des auf Weltraum-Tourismus spezialisierten US-Unternehmens Space Adventures, Tom Shelley. Ihm zufolge werden pro Person und Flug umgerechnet zwischen 44 Millionen und 53 Millionen Euro fällig. »Es klingt sehr teuer, aber letztlich ist es eine unbezahlbare Gelegenheit.«

Wie teuer den beiden Japanern ihr Flug zur ISS genau kommt, ist nicht bekannt. Der 46-jährige Maezawa gehört laut »Forbes« mit einem Privatvermögen von rund 1,7 Milliarden Euro zu den 30 reichsten Menschen in Japan. Begonnen hatte er 1998 mit dem Versand von CDs. Später machte der Unternehmer sein Geld mit dem Verkauf von Kleidung im Internet.

»Das härteste Training aller Zeiten«

Maezawa hat sich zuletzt als Raumfahrt-Enthusiast einen Namen gemacht. Sein rund drei Monate dauerndes Training zur Vorbereitung für die Zeit in der Schwerelosigkeit dokumentierte er bei Twitter. »Es ist das härteste Training aller Zeiten.« Er postete dazu ein Bild von sich auf einem sich ständig drehenden Stuhl. »Der Drehstuhl – fühlt sich fast wie Folter an.«

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»Ich habe eine Liste mit hundert Dingen, die ich auf der Station tun will, zum Beispiel Badminton spielen«, sagte er. Bei YouTube folgen ihm bereits 755.000 User. In den sozialen Netzwerken wolle er über seine Eindrücke in der Schwerelosigkeit berichten.

Für den exzentrischen Modeunternehmer und Kunstsammler ist der Aufenthalt in der Raumstation nur ein erster Schritt hin zu weitaus ehrgeizigeren Plänen. Er will 2023 mit einem privaten SpaceX-Flug um den Mond fliegen und hatte in einem weltweit verbreiteten Aufruf Begleiter dafür gesucht.

Geschenke für die ISS-Kosmonauten

Russland dürfte der Trubel um den Weltraumtourismus gelegen kommen. Roskosmos will künftig weitere Privatpersonen ins All bringen – und damit vor allem Geld verdienen. Seit die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Astronauten mit privaten Raumschiffen zur ISS fliegt, sind in den russischen Sojus-Kapseln Plätze frei geworden. Für Aufmerksamkeit hatte im Herbst ein russisches Filmteam gesorgt, das nach nur wenigen Wochen Training für einen kurzen Dreh zur ISS geflogen war.

Auch die USA sorgten für spektakuläre Flüge: Vor fast zwei Monaten flog »Star Trek«-Ikone William Shatner ins All – der frühere »Captain Kirk«-Darsteller. Der 90 Jahre alte kanadische Schauspieler unternahm an Bord einer »New Shepard«-Raumkapsel der Firma Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos einen rund zehnminütigen Ausflug.

Die Kosmonauten der ISS dürften das Raumschiff noch aus einem anderen Grund erwartet haben: An Bord waren Roskosmos zufolge Geschenke zum Neujahr. Darunter seien Briefe von den Familien und Freunden und »hausgemachte Leckereien«. In dem insgesamt 162 Kilogramm schweren Gepäck waren demnach auch Materialien für Forschung und Experimente, Hygieneartikel, Lebensmittel und 13 Kilogramm frisches Obst.

fww/dpa/AFP
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