Abholzung Regenwälder schrumpfen weiter rapide

Die Maßnahmen zum Schutz des tropischen Regenwalds sind weitgehend nutzlos. Experten der europäischen Raumfahrtbehörde Esa sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Regenwälder genauso schnell abgeholzt werden wie vor zehn Jahren.

Jena - Seit Jahren debattieren Politiker, Umweltschützer und Regierungen über die Zukunft des tropischen Regenwalds. Genützt hat all das wenig. "Da hat sich nicht viel getan", sagte Martin Herold vom Esa-Projektbüro für globale Veränderung des Waldes und der Erdoberfläche  am heutigen "Tag des Waldes" in Jena. Die Abholzung des Regenwalds schreite heute nahezu genauso schnell voran wie noch vor zehn Jahren. Jährlich gehen Schätzungen zufolge weltweit 16 Millionen Hektar tropischer Regenwald verloren - das entspricht etwa der halben Fläche Deutschlands.

Auf dem internationalen Symposium in Jena suchen Vertreter von Regierungsorganisationen, Weltraumbehörden und Forstämtern fünf Tage lang Möglichkeiten für eine bessere Beobachtung der Wälder. Nah- und Fernerkundungsexperten aus Brasilien, Peru, Indien, Indonesien und dem Kongo beraten, wie der tropische Wald besser erforscht werden kann. Parallel dazu diskutieren Kanadier, Skandinavier und Russen über die gemeinsame Beobachtung der nordischen Wälder.

Wälder bedecken mit rund 3,9 Milliarden Hektar etwa ein Viertel der Landoberfläche der Erde. 1,8 Milliarden Hektar befinden sich in den Tropen. 1,2 Milliarden Hektar liegen auf der nördlichen Erdhalbkugel und werden als boreale oder nordische Wälder bezeichnet. In der gemäßigten Klimazone gibt es mit knapp 0,9 Milliarden Hektar verhältnismäßig wenig Wald.

Besonders im Blickpunkt der Umweltschützer steht der immergrüne Wald in den Tropen. Tropische Regenwälder gibt es hauptsächlich im Amazonasbecken, in Afrika nahe dem Äquator sowie in Südostasien. Das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet ist mit mehreren Millionen Quadratkilometern das Tiefland des Amazonas.

Die größten noch zusammenhängenden Urwälder der Erde sind nach Angaben des World Wildlife Fund allerdings die borealen Gehölze. 60 Prozent dieser Waldzone liegen in Russland, 30 Prozent in Kanada, und 10 Prozent verteilen sich auf Alaska, das Baltikum, Skandinavien und Island. In der öffentlichen Diskussion dominiert die Sorge um die tropischen Wälder, doch auch die borealen Wälder sind in Gefahr: Jedes Jahr brennen laut Greenpeace allein in Russland zehntausende Quadratkilometer Wald. Dabei werden enorme Mengen Kohlendioxid frei.

mbe/dpa

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