Affen und Schlangen Die Urangst als Lebensversicherung

Affen entdecken Schlangen auch im dichten Unterholz und auf große Distanz. Für die Primaten sind ihre geschärften Sinne überlebenswichtig. Ihre Neuronen feuern beim Anblick einer Schlange besonders schnell und heftig.
Python (Archivbild): "Heftigste Reaktionen der Neuronen"

Python (Archivbild): "Heftigste Reaktionen der Neuronen"

Foto: Dan Kitwood/ Getty Images

Washington/Davis - Schon das kleinste Anzeichen einer Schlange versetzt Affen in höchste Alarmbereitschaft - im dichten Unterholz des Urwalds ist das eine Überlebensversicherung. Als neurobiologischen Ausgangspunkt für diesen geschärften Blick hat ein Forscherteam um Lynne Isbell von der University of California eine Gruppe von Neuronen im Gehirn der Affen ausgemacht. Im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences"  berichten die Wissenschaftler von besonders starken und schnellen Reaktionen im Wahrnehmungszentrum des Primatengehirns beim Anblick einer Schlange.

Die Forscher hatten zwei Rotgesichtsmakaken (Macaca fuscata) Bilder mit Gesichtern und Händen von Artgenossen, geometrischen Formen und Schlangen gezeigt. Starke Reaktionen von Nervenzellen auf die Reptilienbilder gab es vor allem im sogenannten medialen und dorsolateralen Pulvinar. Diese Region im Hirn der Affen ist für die visuelle Aufmerksamkeit und die Verarbeitung von sensorischen Informationen zuständig.

"Im Vergleich zu den anderen Bildern löste der Anblick der Schlange die schnellsten, heftigsten und meisten Reaktionen in den beobachteten Neuronen aus", schreiben Isbell und ihre Kollegen.

Leichtes Schaudern beim Anblick einer Schlange

Diese Reaktionen zeigten die beiden Affen auch bei schlechterer Bildqualität und größerer Ablenkung: ein weiteres Indiz für besonders geschärfte Sinne. Ihre Beobachtungen zu den Gehirnaktivitäten liefern aus Sicht der Forscher eine neurobiologische Erklärung für die große Sensibilität der Primaten gegenüber Schlangen.

Diese könnte sich schon vor Millionen von Jahren entwickelt haben. "Es spricht einiges dafür, dass die ständig präsente Bedrohung durch die Schlangen die evolutionäre Entwicklung des Primatengehirns stark beeinflusst hat", so die Wissenschaftler. Vielleicht erkläre sich so auch unser leichtes Schaudern beim Anblick einer großen Schlange.

hda/dpa
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