Giftige Amphibien Taiwan kämpft gegen plötzliche Ausbreitung von Riesenkröten

Aga-Kröte (Archiv): Für Hunde gefährlich
Foto: DAVID GRAY/ REUTERSIn Taiwan wird Kröten nachgesagt, dass sie ein Symbol für Wohlstand und Glück seien. Doch Umweltschützer und Behörden sind über eine für das Land neue Art besorgt, die Flora und Fauna zerstört, – und versuchen deren Ausbreitung verzweifelt einzudämmen. Es geht um die Aga-Kröte.
Warziges Gesicht, giftig, zäh und riesengroß, so lassen sich die Aga-Kröten, Rhinella marina, beschreiben. Sie stammen eigentlich aus Süd- und Mittelamerika – doch sie schafften es auch schon nach Australien und in die Philippinen, wo sie einen Pfad der Zerstörung hinterließen. In Australien sollte aus den Kröten gar eklig schmeckende Wurst gemacht werden, um anderen Tieren den Hunger auf die Amphibien zu nehmen.
In Taiwan waren die Kröten bis vor Kurzem nicht bekannt, doch nun breiten sie sich auch dort rasend schnell aus. Mit Taschenlampen und Schutzhandschuhen suchen Dutzende Freiwillige jede Nacht in Reisfeldern und Gemüsebeeten in den Ausläufern des Zentralgebirges der Insel nach Exemplaren der Aga-Kröte, die deutlich mehr als 20 Zentimeter lang werden kann.
Gift aus großen Ohrspeicheldrüsen
Zuletzt entdeckte eine Frau große Kröten in einem Gemüsegarten und postete ein Foto davon, was sofort eine Jagd in Gang setzte. »Eine schnelle, massive Suchaktion ist entscheidend, wenn man die Aga-Kröten erstmals entdeckt«, sagt der Amphibienforscher Lin Chun-Fu vom staatlichen Forschungsinstitut für endemische Arten: »Sie werden sehr groß. Und so ein großes Tier hat in Taiwan erst einmal keine natürlichen Feinde. Vielleicht wird es irgendwann welche geben, aber einige Feinde werden erst einmal von ihr vergiftet.«
Kurz darauf sandte die Expertin Yang Yi-Ju von der Nationalen Dong-Hwa-Universität eine Gruppe Freiwilliger in den Ort Chaotun. Sie fanden 27 Exemplare. Dank ihrer großen Ohrspeicheldrüsen, aus denen die Kröten ein gefährliches Gift absondern, wurden sie schnell identifiziert: »Ich war schockiert und besorgt«, sagt Yang. Die Existenz von Jungtieren zeige zudem, dass sie sich bereits fortpflanzten: »Wir begannen, alle zu benachrichtigen und zu mobilisieren.«
Die auch als Rohrkröte bekannte Aga-Kröte ist ein gefräßiges Raubtier und sehr erfolgreich bei der Fortpflanzung. Ihr Gift ist ein Abwehrmechanismus, der auch für Hunde gefährlich ist, die Kröten ablecken oder beißen können.
Örtliche Landwirte berichteten Naturschützern jedoch, dass sie die kräftigen Kröten zwar bemerkt, aber nicht gemeldet hätten. »Taiwanische Landwirte ignorieren Kröten im Allgemeinen und betrachten sie sogar mit Wohlwollen, weil sie helfen, das Land von Schädlingen zu befreien und auch ein Glückssymbol sind«, erklärt Yang.
Kröten lange ein beliebtes Haustier
Nun durchkämmen Naturschutzbehörde und Freiwillige systematisch die Gegend. »Wir teilten die Gemeinde in Quadrate von 200 mal 200 Metern, um sie eins nach dem anderen zu durchsuchen«, berichtet der Feldforscher Lin Yong-Lun. Inzwischen wurde der Suchradius auf vier Kilometer ausgeweitet. Mehr als 200 Kröten unterschiedlicher Größen wurden bisher eingefangen und zum Forschungsinstitut für endemische Arten gebracht.
Dass sich Aga-Kröten über ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet hinaus finden, liegt an den Menschen. Früher wurden die Rohrkröten in Plantagen zur Jagd auf Zuckerrohrkäfer eingesetzt. So wurden sie in Australien, den Philippinen, Japan, der Karibik, Florida und Hawaii eingeführt, wo sie Schäden in den Ökosystemen verursachten.
Trotz ihrer warzigen Haut sind Kröten in der chinesischen Kultur ein Symbol für Wohlstand, langes Leben und Glück. Auch in der chinesischen Medizin werden sie genutzt und im Feng-Shui als Totem zur Abwehr von Unglück eingesetzt. »In Geschäften gibt es oft Krötenfiguren, Bilder oder manchmal auch lebendige. Sie sind ein Symbol für Glück«, berichtet Lin.
Bis 2016 war es legal, Aga-Kröten als Haustiere nach Taiwan einzuführen. Sie kosteten umgerechnet gut hundert Euro. Naturschützer vermuten, dass manche Einwohner sie seit dem Importverbot selbst züchten – und manche entkommen ließen oder aussetzten.