Ahnenforschung Schleimpilze bekommen Stammbaum
Schleimpilze erschienen Biologen bisher eher rätselhaft. Über 1000 Arten sind bekannt, ihre Systematik war jedoch weitgehend ungeklärt. Laien halten sie mitunter sogar für eine außerirdische Lebensform, wenn sie zufällig ein Exemplar finden.
Zumindest für die mehr als 100 bekannten Arten zellulärer Schleimpilze gibt es nun aber einen genetischen Stammbaum, den ein internationales Forscherteam im Wissenschaftsmagazin "Science" vorstellt. Die bisher existierende, auf dem Aussehen der Fruchtkörper beruhende Systematik ist 50 Jahre alt.
"Im Ergebnis unserer Untersuchungen wird nun die biologische Einordnung der zellulären Schleimpilze gänzlich überarbeitet werden", sagte Thomas Winckler, Pharmazeut von der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität, der an der Ahnenforschung unter den Amöben maßgeblich beteiligt war.
Bislang seien die Pilze primär nach ihrem Aussehen geordnet gewesen. Nun habe sich herausgestellt, dass manche Arten, die nach ihrem äußeren Erscheinungsbild eng miteinander verwandt schienen, genetisch große Unterschiede aufwiesen. "Viele dieser Schleimpilze werden jetzt ganz neue wissenschaftliche Namen bekommen", sagte Winckler.
Grundlegende molekulare Daten lagen bislang nur von dem Einzeller mit den Namen Dictyostelium discoideum vor. Die im Boden lebenden Amöben ernähren sich von Bakterien. Geht ihnen die Nahrung aus oder drängen sich zu viele Amöben auf einem Fleck, dann bilden bis zu 100.000 solcher Einzeller einen gemeinsamen, mehrzelligen Organismus. Deshalb ist auch strittig, ob Schleimpilze als Einzeller oder Mehrzeller gelten sollen.
hda/dpa