Alternatives Tierfutter Astronautennahrung für Kühe

Rinder in einem Stall (Archivbild)
Foto: Peter Steffen/ picture alliance / dpaEigentlich sollten sie mal Snacks für Raumfahrer auf Langzeitmissionen fern der Erde liefern. Doch einer neuen Studie zufolge könnten in Industrieanlagen gezüchtete Mikroben auch ein vergleichsweise umweltfreundliches Futter für Rinder, Schweine und Hühner darstellen. Weil dann womöglich weniger Ackerpflanzen als Tierfutter angebaut werden müssten, würden die eiweißhaltigen Kleinstorganismen helfen im Idealfall, den weltweiten Flächenverbrauch der Landwirtschaft und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Dass das im Grundsatz möglich ist, rechnen Forscher im Fachmagazin "Environmental Science & Technology" vor. Derzeit werde etwa die Hälfte der auf Ackerland angebauten Proteine an Tiere verfüttert, erklärte Benjamin Bodirsky vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), einer der Autoren der Studie. Industriell hergestelltes Proteinpulver aus Bakterien, Hefen, Pilzen oder Algen könnte proteinreiche Ackerpflanzen wie Sojabohnen ersetzen.
Das Problem: Der Anbau von Soja als Tierfutter führt zu teilweise massiven Umweltproblemen. So werden etwa in Südamerika große Flächen abgeholzt und zu Ackerland umgewandelt. Die Böden laugen dabei schnell aus, die Erträge sinken. Häufig kommen auch genmodifizierte Pflanzen zum Einsatz, die resistent gegen Unkrautvernichtungsmittel sind. Die Gifte werden dann großflächig auf den Feldern eingesetzt, oft mit negativen Folgen für Tiere und Menschen in der betroffenen Region.
Daher die Idee, den Eiweißbedarf der Nutztierhaltung zumindest teilweise auch alternativ zu decken. Für die Studie hatten die Forscher Modellrechnungen zum wirtschaftlichen Potenzial und zu Umweltauswirkungen der mikrobiellen Proteinproduktion untersucht.
Würden zwei Prozent des Viehfutters durch Mikrobenprotein ersetzt, könnten demnach rund sechs Prozent der Ackerfläche, sieben Prozent der Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft und acht Prozent der globalen Stickstoffverluste eingespart werden.
Die Forscher vermuten außerdem, dass die Mikroben das Wachstum der Tiere und die Milchproduktion verbessern könnten. "Da die Produktion recht günstig ist, dürfte sich mikrobielles Protein als Kraftfutterersatz auch ohne Subventionen durchsetzen", hofft Bodirsky.
Bauernverband zeigt sich interessiert
Der Deutsche Bauernverband zeigte sich interessiert an den Forschungsergebnissen. "Wir sind offen für neue Ideen. Effiziente Fütterung und effektive Proteinquellen sind wichtig, um den Flächenverbrauch zu senken und die Klimabilanz zu verbessern", sagte Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Verbands.
Zahlreiche Forschungsgruppen arbeiten derzeit an Ansätzen, wie sich Tiere möglichst umweltschonend mit Proteinen versorgen lassen. So experimentiert man an der Universität Göttingen damit, Insekten- und Algenmehle an Mastschweine und Hähnchen zu verfüttern. Erste Versuche seien vielversprechend verlaufen, so die beteiligten Wissenschaftler .
Konkret geht es zum Beispiel um Larvenmehl der schwarzen Soldatenfliege (Hermetica illucens) und das Mehl der blau-grünen Mikroalge (Spirulina platensis) als Futter. Algenproteine sind seit 2001 in der Europäischen Union als Futtermittel für Tiere zugelassen, Insektenproteine dagegen einstweilen nur als Fischfutter.