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Ameisen-Verhalten: Wenn die Akazie vibriert

Foto: Felix A. Hager and Kathrin Krausa / DPA

Ameisen-Verhalten Vibrationsalarm auf dem Ast

Ameisen verteidigen die Akazien, auf denen sie leben, gegen Fressfeinde. Sogar Elefanten können sie in die Flucht schlagen. Dabei spielt ein besonderer Warnmechanismus eine Rolle.

In der Savanne von Ostafrika leben Ameisen auf der Akazienart Acacia zanzibarica in profitabler Gemeinschaft. Die Tiere werden von der Pflanze mit Nektar versorgt - als Gegenleistung verteidigen sie die Akazie gegen Fressfeinde. Selbst Elefanten können sie in die Flucht schlagen.

Doch wie erfahren die Tiere, ob tatsächlich ein Elefant, eine Giraffe oder ein anderes Tier an der Akazie knabbert oder ob nur der Wind die Zweige bewegt? Forscher aus Bochum haben nun herausgefunden, dass die Tiere das allein anhand der Vibrationen im Holz unterscheiden können.

Frisst ein Tier an ihrer Akazie, marschieren sie zu deren Verteidigung los und versuchen in großer Zahl, den Angreifer mit Bissen zu vertreiben. Aber wenn sich die Pflanze nur durch den Wind bewegt, bleiben die Ameisen der Art Crematogaster mimosae entspannt, schreiben Felix Hager und Kathrin Krausa von der Ruhr-Universität Bochum im Fachmagazin "Current Biology" .

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Auf den Vibrationsalarm aufmerksam wurden die beiden bei Forschungsarbeiten in Kenia: "Oft berührten wir unbeabsichtigt Zweige von Akazien und mussten vor den sehr schnellen Attacken von auf uns zu strömenden Ameisen zurückweichen", so Krausa. Es sei ihnen unwahrscheinlich erschienen, dass die Alarmierung wie bisher angenommen allein von Duftstoffe herrühre, die von der angefressenen Pflanze freigesetzt werden.

Für Tests erfassten die Forscher, wie das Holz vibriert, wenn eine Ziege an der Pflanze knabbert. Auch die Bewegungen durch Wind wurden registriert. Beide Vibrationsmuster wurden dann mit einem speziellen Gerät mechanisch reproduziert. Anschließend schauten die Forscher jeweils, wie die Ameisen darauf reagierten. In Alarmbereitschaft versetzt werden die Tiere demnach über Vibrationen, die sich über das Holz des Baumes ausbreiten, wenn ein Tier an den Blättern und Zweigen zu knabbern beginnt. Wind hatte dagegen keinen Einfluss.

Schon wenn ein Säugetier ein Blatt abreiße, seien die entstehenden Vibrationen stark genug, um über den ganzen Baum zu wandern und von den Tieren wahrgenommen zu werden, erklärt Hager. "In der Folge sind die Ameisen in Sekundenbruchteilen alarmiert und wenden sich dem Angreifer zu." Sie könnten also nicht nur auf die Bedrohung, sondern auch den Ort des Geschehens schließen.

Im Video: Der Ameisenplanet - Anatomie einer Kolonie (BBC)

"Wir waren beeindruckt von den Ameisen", sagt Krausa. Sie liefen fast immer in Richtung der Vibrationsquelle, um gegen den Angreifer zu kämpfen. Möglicherweise hätten die Akazien im Laufe der Evolution gar Holzeigenschaften entwickelt, die die Wahrnehmung der Vibrationen durch die Ameisen begünstigen, vermutet das Forscher-Duo.

joe/dpa
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