

Auch Petitionen mit Tausenden Unterstützern konnten Marius am Ende nicht mehr retten. Nach Angaben des Kopenhagener Zoosprechers Tobias Stenbæk Bro wurde der eineinhalb Jahre alte Giraffenbulle am Sonntag mit einem Bolzenschussgerät getötet - aus Angst vor Inzucht. Nach einer Autopsie soll das Fleisch des Tieres im Zoo an Raubtiere verfüttert werden. Weil die Giraffe gesund war, hatte die Aktion im Vorfeld für heftige Proteste im Netz gesorgt.
Der wissenschaftliche Direktor des Zoos, Bengt Holst, verteidigte das Vorgehen auf der Internetseite des Tiergartens: Kopenhagen sei Teil eines internationalen Zuchtprogramms für Giraffen. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm achte streng darauf, dass sich nur solche Giraffen paaren, die nicht verwandt sind - um die genetische Vielfalt der Population in den Zoos zu erhalten. Und nach diesen Regeln habe man Marius töten müssen, um die Gesundheit der Giraffenpopulation in Europas Zoos zu erhalten.
Nach Angaben der Giraffe Conservation Foundation gibt es derzeit rund 80.000 frei lebende Giraffen in Afrika. Im Jahr 1999 hatte die Internationale Naturschutzunion (IUCN) noch rund 140.000 Tiere gezählt. Zu Schutz der wildlebenden Giraffen arbeiten Zoos an der Bewahrung der Art.
Die Regeln stammen von der Europäischen Zoo- und Aquarienvereinigung (EAZA), der rund 350 Zoos angehören. Nach Angaben des Zoos in Kopenhagen fand sich kein Zoo, der Marius habe aufnehmen können. Auch eine Auswilderung in einem natürlichen Habitat sei keine Option gewesen.
Angebot aus Östersund
Die schwedische Boulevardzeitung "Expressen" berichtete jedoch, der Frösö Zoo im schwedischen Östersund habe angeboten, der Giraffe eine neue Heimat zu geben. Dort gibt es dem Bericht zufolge allerdings derzeit keine Giraffen. Außerdem gehört der Frösö Zoo laut Mitgliederliste nicht zur EAZA.
Dass Tiere in Zoos zur Vermeidung von Inzucht getötet werden, ist nicht unüblich. In Berlin hatte zuletzt der umgekehrte Fall für Schlagzeilen gesorgt. Dort war Mitte Januar ein Giraffenbaby nur zwei Tage nach der Geburt gestorben. Die Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling hatte dem Tierpark Friedrichsfelde daraufhin vorgeworfen, das Tier sei nicht lebensfähig gewesen, weil es aus einer Inzestpaarung stammte, die den EAZA-Richtlinien widerspreche. Der Tierpark hatte das dementiert. Hämmerling hatte bereits zuvor mehrfach beklagt, der Tierpark und sein umstrittener Direktor Bernhard Blaszkiewitz betrieben bei den Giraffen eine "gezielte Inzest-Zucht".
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Giraffe Marius in Kopenhagen (am 7. Februar 2014): Der eineinhalb Jahre alte Giraffenbulle wurde am Sonntag mit einem Bolzenschussgerät getötet - aus Angst vor Inzucht. Der wissenschaftliche Direktor des Zoos, Bengt Holst, verteidigte das Vorgehen.
Kopenhagen am Sonntag: Die getötete Giraffe wird vor Zuschauern zerlegt. Dass Tiere in Zoos zur Vermeidung von Inzucht getötet werden, ist nicht unüblich. Trotzdem könnte der Anblick den einen oder anderen Zoobesucher verstören.
Marius' Überreste als Löwenfutter: Weil die Giraffe gesund war, hatte die Tötung des Tieres im Vorfeld für heftige Proteste im Netz gesorgt.
Protest vor dem Zoo: Die Leitung des Tierparks ließ sich nicht umstimmen. Nach den Regeln des Zuchtprogramms habe man Marius töten müssen, um die Gesundheit der Giraffenpopulation in Europas Zoos zu erhalten.
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