Eisbergabbruch am Pine-Island-Gletscher Die Antarktis wird ein großes Stück kleiner

Satellitenaufnahme des Pine-Island-Gletschers: Beschleunigter Zerfall
Foto: ESABereits 2019 machten Forscher auf Satellitenbildern zwei große Risse im Pine Island-Gletscher aus, einem 250 Kilometer langen Eisstrom in der Westantarktis. Nun präsentiert die ESA Satellitenaufnahmen des Copernicus-Erdbeobachtungssystems, auf denen der Abbruch eines 300 Quadratkilometer großen Eisbergs zu erkennen ist.
Am 9. Februar löste sich der Eisbrocken. Auf einer Animation der ESA ist zu erkennen, wie das gewaltige Eisstück innerhalb nur eines Tages in kleinere Teile zerbricht.
Die Antarktische Halbinsel gehört zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde. Im Durchschnitt ist es dort inzwischen fast drei Grad wärmer als noch vor 50 Jahren. Fast 90 Prozent der Gletscher an der Westküste der Halbinsel haben sich im vergangenen halben Jahrhundert deutlich verkleinert.
Der Eispanzer wird immer dünner
Erst im Januar berichteten Forscher von ungewöhnlich warmem Wasser unter dem benachbarten Thwaites-Gletscher. Das verlorene Eis des Thwaites macht bereits heute rund vier Prozent des globalen Meeresspiegelanstiegs aus. Eine Trendwende ist derzeit nicht in Sicht: Wie der "Guardian" berichtet , ist die Temperatur auf Seymour Island, einer Insel vor der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel, gerade zum ersten Mal seit Beginn der Messungen auf über 20 Grad Celsius gestiegen.
Das Kalben von Schelfeis ist eigentlich ein natürlicher Vorgang. Besorgniserregend jedoch erscheint Wissenschaftlern, wie schnell der Pine-Island-Gletscher derzeit an Masse verliert.
Einen Eisabbruch pro Jahrzehnt protokollierten die Forscher noch Ende der Neunzigerjahre. In den frühen Nullerjahren begann der Gletscher dann, einmal alle fünf Jahre zu kalben. Seit 2013 haben sich bereits fünf Eisberge von dem Riesen gelöst. Satellitendaten zeigen zudem, dass der Eispanzer immer dünner wird. Immer schneller rutscht er in die Amundsensee, inzwischen mit mehr als zehn Metern pro Tag.
Dank einer Kombination von Fotos und Radaraufnahmen der Copernicus-Satelliten lässt sich das Naturschauspiel vom Weltraum aus fantastisch beobachten. Die Schönheit täuscht jedoch über die möglichen globalen Auswirkungen hinweg. Schätzungen zufolge gibt es in der Region genug instabiles Eis, um den Meeresspiegel global um 1,2 Meter ansteigen zu lassen.