Antarktis
Staaten verpassen erneut Chance zum Meeresschutz
Im Südpolarmeer soll eigentlich ein riesiges Naturschutzgebiet entstehen. Doch schon wieder ist dessen Einrichtung gescheitert. Unter anderem stemmt sich Russland gegen die Schutzzone - wegen der Fischerei, sagen Beteiligte.
Pinguine in der Antarktis: Errichtung einer Schutzzone erneut gescheitert
Foto: NOAA
Hobart/Hamburg - Im Streit um Fischgründe ist die Einrichtung einer Naturschutzzone in der Antarktis erneut gescheitert. Russland und die Ukraine hätten eine Einigung verhindert, berichteten Teilnehmer der Konferenz der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschätze in der Antarktis (CCAMLR) am Freitag im australischen Hobart. "Eine schwere Enttäuschung", sagt Bob Zuur, Antarktis-Experte der Umweltstiftung WWF. "Hier geht es um die letzten weitgehend unberührten Meere des Planeten."
Die Pläne für die Schutzzone im Südpolarmeer sind ehrgeizig. Mit einer Fläche von rund 3,8 Millionen Quadratkilometern sollte sie fast so groß sein wie die Europäische Union. Doch die Einrichtung war bereits zweimal gescheitert. Zuletzt stellten sich im Juli in Bremerhaven Russland, die Ukraine und China quer. Die Kommission hat 25 Mitglieder, darunter die EU. Sie kann nur einstimmig entscheiden.
"Enttäuschend"
Zur Diskussion standen in Hobart jetzt vollständige Fischfangverbote in zwei großen Gebieten. Die EU und Australien wollten ein Schutzgebiet von 1,6 Millionen Quadratkilometern im Indischen Ozean einrichten, wofür nach WWF-Angaben sieben bereits vorhandene Schutzzonen zu einem durchgängigen Gebiet zusammengefasst werden sollten. Die USA und Neuseeland waren für ein Gebiet von 1,25 Millionen Quadratkilometern im Rossmeer auf der Pazifikseite der Antarktis. Die Einrichtung der Zonen sei an Fischereiinteressen gescheitert, sagt Zuur.
Der Chef der schwedischen Verhandlungsdelegation, Bo Fernholm, bezeichnete das Scheitern als "enttäuschend". Bei den Verhandlungen sei insbesondere um die Größe und die Dauerhaftigkeit der Schutzzonen gestritten worden. Russland habe vermutlich wegen seiner Fischereiinteressen Bedenken gehabt.
Nach Angaben der US-Organisation Antarctic Ocean Alliance zog China während der Verhandlungen seine Zustimmung zu dem Schutzgebiet im Indischen Ozean wieder zurück. Russland und die Ukraine hätten beide Vorschläge blockiert.