Es ist nur noch ein schmaler Steg, der das Wilkins Eisschelf, ein riesiges schwimmendes Eismassiv, mit der Charcot-Insel vor der Antarktischen Halbinsel verbindet. Und die Tage des fragilen Verbindungsstücks dürften gezählt sein. Das vermutet jedenfalls die europäische Weltraumorganisation Esa nach der Auswertung von Bildern des Satelliten "Envisat".
Die Radar-Aufnahmen zeigen, dass die Verbindung, die dabei hilft, das Eis zu stabilisieren, immer dünner wird. Was die Forscher vor ein besonders großes Rätsel stellt: Das Phänomen tritt im antarktischen Winter auf - und scheint nicht vergleichbar mit früheren Abbrüchen am Wilkins-Schelf oder dem Abbrechen der Schelfflächen Larsen-A und -B. Die Wissenschaftler vermuten, dass warme unterseeische Meeresströmungen für den Zusammenbruch des Wilkins-Schelfs verantwortlich sein könnten.
In den vergangenen Monaten waren mehrfach riesige Stücken von dem Eismassiv abgebrochen.
David Vaughan vom Britischen Antarktisprogramm BAS sagte, bis vor wenigen Jahren hätten Forscher dem Wilkins-Eisschelf noch 30 Jahre gegeben. Nun stelle sich heraus, dass dieser Zeitraum viel zu lang gewesen sei.