Satellitenbild der Woche Ostbecken des Aralsees erstmals seit Mittelalter trocken
In den Sechzigerjahren war der Aralsee einer der fünf größten Seen der Erde. Mit 68.000 Quadratkilometern war er in der Fläche fast so groß wie Bayern. Inzwischen aber ist kaum noch etwas von ihm übrig - und die wenigen Reste schrumpfen weiter. Jetzt ist eine neue Schwelle erreicht: Das östliche Becken des Sees ist vollständig ausgetrocknet, nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa zum ersten Mal seit dem Mittelalter.
Der Vergleich zwischen zwei Bildern, die der Nasa-Satellit "Terra" aufgenommen hat, zeigt das Ausmaß der Misere, die zu den größten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen überhaupt zählt: Im August 2000 ist das östliche Becken des Aralsees noch in weiten Teilen mit Wasser bedeckt, 14 Jahre später erstreckt sich an derselben Stelle nur noch staubtrockene Einöde.
"Es ist das erste Mal in der Neuzeit, dass das östliche Becken komplett ausgetrocknet ist", sagt Philip Micklin, emeritierter Geograf der Western Michigan University in den USA und ein Experte für den Aralsee. Zum letzten Mal sei dies vor etwa 600 Jahren geschehen, als der Fluss Amudarja ins Kaspische Meer umgeleitet wurde.
Landwirtschaft ließ See austrocknen
In den Fünfziger- und Sechzigerjahren ließ die sowjetische Regierung den Amudarja erneut umleiten, und mit ihm auch den Syrdarja. Die beiden größten Flüsse der Region sollten Baumwoll- und Reisfelder bewässern. Noch 1965 erreichten den Aralsee jedes Jahr 50 Kubikkilometer Süßwasser - in den frühen Achtzigerjahren war der Zustrom völlig versiegt.
In der Folge stiegen die Konzentrationen von Salzen und Mineralien in der schrumpfenden Wassermenge an, das Ökosystem des Aralsees wurde radikal verändert, Fischpopulationen verschwanden - und mit ihnen die einst boomende Fischereiwirtschaft. Zwischenzeitlich gab es sogar wieder Hoffnung: Der Bau eines Damms im Jahr 2005 ließ zumindest den nördlichen Aralsee wieder wachsen.
Das östliche Becken war dagegen schon 2009 fast komplett ausgetrocknet, hatte 2010 allerdings wieder deutlich mehr Wasser. Die starken jährlichen Schwankungen erklärt Micklin mit den Unterschieden im Zufluss durch den Amudarja. Ein Grund für die vollständige Austrocknung von 2014 seien geringere Niederschläge und schwächere Schneebedeckung im Pamir-Gebirge gewesen, aus dem der Amudarja einen großen Teil seines Wassers bezieht. Zudem würden nach wie vor riesige Wassermengen für die Landwirtschaft abgezweigt.