Ausgegraben - Neues aus der Archäologie Italiener finanzierten Entdeckung Nordamerikas

Ausgegraben: Italiener finanzierten Entdeckung Nordamerikas
+++ Italiener finanzierten die Entdeckung Nordamerikas
Ohne italienisches Geld wäre Amerika wohl erst sehr viel später entdeckt worden. Dies bestätigt ein neuer Fund des Historikers Francesco Guidi-Bruscoli. Dass die Portugiesen und Spanier für ihre Expeditionen gen Westen auf italienische Finanzhilfe angewiesen waren, ist bekannt. Doch die Entdeckung Nordamerikas durch den Entdecker John Cabot galt bislang als britisches Unterfangen. Cabot segelte im Auftrag von König Heinrich VII. von Bristol aus über den Atlantik und stieß weit nördlich der karibischen Entdeckungen Christopher Columbus' auf Land.
Nun fand Guidi-Bruscoli einen Eintrag in den Unterlagen der italienischen Bardi Bank, die im 15. Jahrhundert einen Sitz in London hatte. Darin stand, dass Cabot 50 Nobles erhielt, um "auszuziehen und das neue Land zu entdecken". Zwei Mal segelte er los: 1496 und 1497. Beim zweiten Versuch fand der Abenteurer schließlich Nordamerika. Der Eintrag in den Bankunterlagen wirft allerdings auch eine weitere Frage auf. Cabot sollte nicht ein neues Land finden, sondern das neue Land. Waren vor ihm bereits andere Briten in Nordamerika gewesen?
Guidi-Bruscoli ist da vorsichtig: "Auch wenn der Eintrag impliziert, dass die Bardi Bank an eine frühere Entdeckung glaubte, können wir nicht davon ausgehen, dass diese auch tatsächlich stattgefunden hatte. Vielleicht bezog sich der Vermerk auf die mythische "Insel Brasilien", die Seeleute aus Bristol angeblich gefunden haben wollten. Ob diese Behauptung allerdings wahr ist, können wir nicht wissen."
+++ Plündernde Wikinger in Oxford +++

Zerstörter Schädel: Die Bewohner Oxfords rächten sich an den Plünderern
Es war eine grausige Überraschung, als vor einigen Jahren 37 brutal ermordete Wikinger auf dem Gelände des St. John's College in Oxford gefunden wurden. Zunächst glaubten die Ausgräber, es handele sich um Opfer des St. Brice Day Massacre am 13. November des Jahres 1002, als die Einwohner Oxfords alle ansässigen Dänen in der Kirche verbrannten. Doch nun haben Forscher um den Archäologen Mark Pollard im Oxford Journal of Archaeology ihre neuesten Untersuchungen veröffentlicht. Demnach waren die Toten keine ansässigen Dänen, sondern umherziehende plündernde Wikinger - an denen sich die Oxforder gräßlich rächten.
Es muss eine harte Truppe gewesen sein: Die Toten waren erst zwischen 16 und 25 Jahre alt und ungewöhnlich groß. Die meisten hatten mehrere schwere Stichverletzungen - sie wurden regelrecht abgeschlachtet. Eine Strontiumisotopenanalyse ergab, dass die Toten aus ganz unterschiedlichen Regionen Skandinaviens kamen. Diese bunte Mischung spricht dagegen, dass die Skandinavier eine homogene Gruppe dänischer Siedler waren - wie sie am St. Brice Days ermordet wurden.
Die Werte glichen viel eher denen von skandinavischen Plünderern aus einem Grab in Weymouth Ridge, Dorset. Die nordischen Hünen waren also wohl ein zusammengewürfelter Haufen professioneller Haudegen.
+++ "Best of"-Gebete des Mittelalters +++

Ausgegraben: Top Ten der Mittelalter-Gebete
Im Internet ist es leicht, statistisch festzustellen, wofür die Menschen sich interessieren - was sie suchen und lesen. Aber wie war es in der Vergangenheit, als wir unsere Neugierde noch aus Büchern befriedigten? Diese Frage versucht Kathryn Rudy zu klären, die an der schottischen St. Andrews Universität Kunstgeschichte unterrichtet - dort, wo auch Prinz William im Hörsaal saß und Katherine Middleton kennenlernte.
Die Forscherin kam zu dem Ergebnis, dass sich die mittelalterlichen Gewohnheiten und Interessen gar nicht so sehr von unseren heutigen unterscheiden: Die Menschen waren auch damals sehr an sich selbst interessiert - und hatten Angst vor Krankheiten. Rudy untersuchte Gebetsbücher des 15. und 16. Jahrhunderts - mit forensischen Methoden. Mit einem Densitometer maß sie die Dunkelheit der Seiten - ein Indikator für die Häufigkeit, mit der sie berührt worden waren. Die dreckigsten Seiten waren die am häufigsten konsultierten.
Die am meisten gelesenste Seite enthielt ein Gebet an den heiligen Sebastian, das oft als Schutz gegen die Pest aufgesagt wurde. Aber auch Gebete, in denen es um die Rettung der eigenen Seele ging, wurden nach den Messungen Rudys oft bemüht. Und offenbar waren die Gläubigen des Mittelalters ebenso wenig Frühaufsteher wir wir heute: Die Gebete, die in den frühen Morgenstunde aufgesagt wurden, zeigten meist nur auf wenigen ersten Seiten schmutzige Fingerabdrücke - offenbar nickten die Leser oft ein, bevor sie ihre Gebete zu Ende sagen konnten.
+++ Blühende Arabische Wüste +++

Netzwerk früherer Flusstäler: "Anzeiger dafür, wo Menschen früher siedelten"
Foto: Nick DrakeSatellitenaufnahmen haben gezeigt, dass in der Vergangenheit die Arabische Wüste von einem Netzwerk aus Flüssen durchzogen war. Nun versuchen Archäologen der Universität Oxford zu klären, wie der Klimawandel in der Region die Menschen beeinflusste und wie sie auf ihn reagierten.
Obwohl die Arabische Wüste eine wichtige Verbindung zwischen Afrika und Eurasien ist, wurde sie in der Forschung bisher weitgehend vernachlässigt. "Auf den Bildern der Arabischen Wüste von der Nasa können wir physische Landschaftsbilder erkennen, die vom Weltraum aus erkennbar sind und ein Netzwerk aus ehemaligen Flußtälern und Seen anzeigen", sagt Projektleiter Michael Petraglia vom Center for Asian Archaeology an der Oxford University. "Diese Linien und Vertiefungen im Sand ergeben eine Landkarte der Region und sagen uns, auf welche Orte wir unsere Forschungen konzentrieren müssen. Wasservorkommen sind ein sehr akkurater Anzeiger dafür, wo die frühen Menschen und Tiere entlangwanderten oder siedelten."
In den kommenden fünf Jahren wollen die Forscher Fossilien, Pflanzenreste, Steinwerkzeuge und Felszeichnungen analysieren und so die fehlenden Puzzlesteine auf dem Weg durch die Arabische Wüste ausfüllen. Eine der Hauptfragen ist, wann die Menschen begannen, die Arabische Halbinsel zu durchqueren - und wie sie sich dem menschenfeindlichen Klima anpassten.
Außerdem planen die Wissenschaftler, die DNA von heutigen Tieren von der Arabischen Halbinsel mit dem Erbgut von Straußen, Oryx, Ibex, Hyänen und Honigdachsen aus Museumssammlungen zu vergleichen. Mit den Ergebnissen können sie die Veränderungen der Spezies nachvollziehen und ihre Ankunft und Verbreitung auf der Arabischen Halbinsel datieren, hoffen die Forscher.