Ausgegraben - Neues aus der Archäologie Mit einer Ladung Weizen nach Virunum

+++ Auf der Jagd nach dem letzten Inkaherrscher +++
Wo liegt Atahualpa, der letzte Herrscher der Inka, begraben? Das glaubt die ecuadorianische Historikerin Tamara Estupiñán vom Fränzösischen Institut für Andenstudien (IFEA) herausgefunden zu haben. Nicht hoch in den Anden nämlich, sondern im nassen Tiefland Ecuadors, sechs Autostunden südwestlich der Hauptstadt Quito.
Nach einem Bürgerkrieg gegen seinen eigenen Bruder wurde Atahualpa von den Truppen Francisco Pizarros gefangen genommen. Im Gegenzug für sein Leben bot er den Spaniern an, einen großen Raum mit Gold und Silber zu füllen. Genützt hat es ihm nichts: 1533 richteten die Eroberer den letzten Inkaherrscher hin. Nach seinem Tod war das große Inkareich - das zu Beginn des Jahrhunderts noch fast die gesamten Anden vom südlichen Kolumbien bis zur Mitte Chiles und Teile Argentinien umspannt hatte - praktisch am Ende. Doch Atahualpas Grab wurde nie gefunden.
Estupinan fand in den alten Berichten über Atahualpas loyalen General Ruminahui Hinweise darauf, dass er die Leiche nach Süden ins Tiefland auf der Westseite der Anden schaffte. Dort fand Estupinan eine Farm namens Malqui - was auf Quechua, der Sprache der Inka, "Mumie" bedeutet. Bei der jüngsten Begehung der Stätte entdeckte sie Inka-Architektur - eventuell die Reste einer bedeutenden Grabstätte. Dazu gehörte auch ein unterirdischer Kanal: Fließendes Wasser spielte in an den heiligen Stätten der Inka stets eine bedeutende Rolle. Die Ausgrabungen sollen im Juni beginnen. Atahualpa selbst jedoch werden die Archäologen nicht mehr antreffen. Es ist unwahrscheinlich, dass in dem nassen Boden nach 500 Jahren noch Reste der Mumie erhalten sind.
+++ Der Hund, Dein Freund und Helfer+++

Illustration von 1938: Höhlenbewohner vertreiben Koyoten von ihrer Kochstelle
Foto: CorbisEs waren die Hunde, die uns moderne Menschen den Neandertalern überlegen gemacht haben. Von dieser Idee berichtet zumindest die Anthropologin Pat Shipman von der Pennsylvania State University in einem Aufsatz in der Zeitschrift "American Scientist". Denn mit Hunden lässt es sich bekanntlich viel besser jagen als ohne. Folglich hatten die modernen Menschen und ihre vierbeinigen Jagdgefährten mehr zu essen - und damit bessere Chancen, zu überleben und sich zu vermehren, als die hundelosen Neandertaler.
Lange ging die Wissenschaft davon aus, dass die Domestizierung des Hundes erst vor etwa 17.000 Jahren begann. Erst in den letzten Jahren tauchten dann aber immer mehr Funde auf, die dafür sprechen, dass der moderne Mensch den Hund tatsächlich bereits domestizierte, als er sich die europäischen Jagdgründe noch mit dem Neandertaler teilte.
Warum aber kamen die Neandertaler dann nicht auch auf die Idee, sich Wölfe zu Freunden zu machen? Eine Fähigkeit, die moderne Menschen und Hunde teilen, ist die Kommunikation mit den Augen. Diese funktioniert auch zwischen den Spezies, also von Mensch zu Hund und von Hund zu Mensch. Shipman vermutet, die Evolution könnte modernen Menschen zu einem größeren Anteil sichbarer Sclera (die weiße Lederhaut des Auges) verholfen haben - weil damit die Kommunikation mit der überlegenen Jagdwaffe Hund noch besser funktioniert. Ob Neandertaler aber tatsächlich weniger Weiß in den Augen hatten, bleibt noch zu untersuchen.
+++ Bauern gründeten ältestes Dorf der Mittelmeerregion auf Zypern+++
Die Insel Zypern muss in der frühen Jungsteinzeit offenbar so schön gewesen sein, dass die ersten Ackerbauern sich hier zwischen 9100 und 8600 niederließen - und die älteste bekannte Siedlung des Mittelmeerraumes gründeten. Bei Ausgrabungen in Klimonas fanden die Archäologen ein großes Gemeindehaus von zehn Metern Durchmesser aus Lehm sowie mehrere Hütten in dessen Umgebung.
Von ihren Funden berichten die Forscher in den "Proceedings of the National Academy of Science". Vermutlich lagerten die Menschen in dem großen Haus das Getreide. In dem Gebäude fanden die Ausgräber Pfeilspitzen aus Flint und Perlen aus grünem Stein. In den umliegenden Hütten lagen Flintsteine, Steinwerkzeuge und Muschelschmuck. Die Artefakte entsprechen jenen aus der Zeit auf dem Festland. Die Bauern brachten offenbar auch einen Teil ihres Saatgut mit, darunter Emmer aus der Levante-Region. Eine Analyse der Knochen aus den Hütten zeigt, dass sie trotz des Ackerbaus auch noch viel Zeit mit der Jagd verbrachten - auf dem Speiseplan standen nach wie vor wilde Tiere.
Auf Zypern waren die einzigen größeren essbaren Tiere allerdings eine zwergwüchsige Art von Wildschweinen. Und noch etwas unverzichtbares hatten die Jungsteinzeitlichen Siedler auf ihren Schiffen mit dabei, als sie auf Zypern landeten: Hunde und Katzen.
+++ Reisen im Römischen Reich +++

Schauspieler in Römerkostümen (Schottland, 2008): Reicht es für einen Ochsenkarren?
Foto: Jeff J Mitchell/ Getty ImagesStelle Dir vor, es ist das Jahr 205 n. Chr. und Du sitzt in Rom mit einer Ladung Weizen. Die muss so schnell wie möglich nach Virunum (das liegt im heutigen Kärnten). Das Geld ist knapp... Reicht es für einen Ochsenkarren, ein Maultier, ein Schiff? Oder müssen Schusters Rappen genügen? Um das herauszufinden, brauchst Du nur Dein Laptop aufklappen und die Webseite von "Orbis " aufrufen - dem Stanford Geospatial Network Model of the Roman World.
Schnell den Ausganspunkt eingegeben, das Ziel, die zu transportierenden Waren und die Jahreszeit. Enter drücken - und "Orbis" spuckt den kosteneffizientesten Transportweg aus. Der Benutzer hat die Wahl zwischen verschiedenen jahreszeitlich abhängigen Wetterbedingungen, 14 Transportoptionen für den Landweg - von der Kamelkarawane bis zum Militärmarsch -, verschiedenen Schiffstypen für den Seeweg und unterschiedlichen Reisegeschwindigkeiten. Als Start- und Zielorte sind 751 Städte wählbar, 268 davon haben Häfen.
Die Idee bekam Walter Scheidel, einer der Entwickler des Projekts, durch einen interaktiven Fahrplan der London Tube, der die tatsächliche Reisezeit angab statt nur die zurückgelegte Strecke.
+++ Mittelalterliche Löcher im Schädel+++

Loch im Schädel: Aus der Periode des Mittelalters sind nur wenige Trepanationen bekannt.
Foto: Belén López MartínezIn der Nähe des spanischen Soria haben Archäologen zwei mittelalterliche Schädel ausgegraben, die eindeutige Spuren von Operationen zeigen. Trepanation - die Durchbohrung oder Durchschabung des Schädelknochens - wurde zwar seit der Jungsteinzeit erfolgreich praktiziert, aus der Periode des Mittelalters sind aber nur ganz wenige Fälle bekannt.
Die beiden gefundenen Schädel stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der eine gehörte einem Mann, der zwischen 50 und 55 Jahre alt war. In seinen Schädel wurde ein Loch gebohrt. Er überlebte die Operation aber nicht - oder war eventuell sogar schon vorher tot. Bei dem anderen Schädel, der einer 45 bis 50 Jahre alten Frau gehörte, wendeten die Ärzte eine andere Methode an. Sie schabten das Loch in den Knochen, statt es zu bohren. Die Frau überlebte die Operation und lebte auch danach noch eine Weile weiter: Der Knochen hatte schon wieder zu Heilen begonnen, als sie dann doch verstarb.
Trepanationen bei Frauen sind äußerst ungewöhnlich, nur etwa 10 Prozent aller bekannten Eingriffe wurden bei Frauen vorgenommen. Einer der wenigen bekannten Fälle mittelalterlicher Trepanation stammt ebenfalls aus Spanien. Dem damals erst dreizehnjährigen kastilischen König Heinrich I. bohrte man im Jahr 1217 ein Loch in den Schädel, als er von einem herabfallenden Dachziegel am Kopf getroffen wurde und daraufhin eine Hirnblutung erlitt. Heinrich starb an den Folgen des Schlags - oder der Operation.