Die Arktis erwärmt sich stärker als jedes andere Gebiet der Erde und verändert sich dramatisch. Ein neuer Bericht zeigt, wie massiv sich das einstmals ewige Eis wandeln wird - und wie teuer uns das zu stehen kommen kann.
Schäden durch Küstenerosion im US-Bundesstaat Alaska (Archivbild)
Foto: GABRIEL BOUYS/ AFP
Das Abschmelzen der Eisflächen in der Arktis könnte nach Einschätzung von Klimaexperten bis Ende dieses Jahrhunderts wirtschaftliche Schäden in Höhe von bis zu 90 Billionen Dollar nach sich ziehen. Vorteile der Erwärmung, die sich etwa aus neuen Schifffahrtsrouten und leichterem Zugang zu Öl- und Gaslagern ergäben, könnten dies nicht ausgleichen, heißt es in einer Studie von 90 Wissenschaftlern.
Die Außenminister der acht Mitgliedstaaten des Rates - die USA, Russland, Kanada, Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland und Island - wollen sich am 11. Mai in Fairbanks (US-Bundesstaat Alaska) treffen. US-Präsident Donald Trump bezeichnete im Wahlkampf den Klimawandel als Schwindel. Ob er aus dem Klimavertrag von Paris aussteigen will, ist noch immer nicht klar. Seine Minister für Auswärtiges und Energie haben ihm jedenfalls davon abgeraten.
Foto: LUCAS JACKSON/ REUTERS
Fotostrecke
Arktis: Eisiger Norden
Die Forscher zeigen in ihrem Bericht die Folgen auf, für die der Klimawandel bereits jetzt in der Arktis sorgt: Der Permafrost unter Straßen und Gebäuden von Sibirien bis Alaska schmelze. Zu den sichtbaren Folgen gehörten unter anderem Erdrutsche am russischen Erdgasfeld Bowanenkowo sowie die Überschwemmung der Straßen zu den Ölfeldern im Norden Alaskas. Indigene Jäger stehen durch zurückgehendes Eis ebenso vor Problemen wie Tierarten wie Eisbär oder Robbe.
Der Prozess des Eisverlustes gehe schneller vonstatten, als man dies bei der letzten Studie 2011 noch eingeschätzt habe, sagte Forschungsgruppenleiter Lars-Otto Reiersen. Vor allem der Mensch sei für den steigenden Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen verantwortlich. Deshalb müssten unbedingt Gegenmaßnahmen umgesetzt werden, wie sie im Pariser Klimaabkommen vereinbart seien. (Natürliche Variabilität spielt auch eine Rolle, wie eine Studie kürzlich zeigen konnte.)
Produktbesprechungen erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler. Mehr Informationen dazu hier
Die Autoren gehen davon aus, dass der Arktische Ozean in den 2030-er Jahren im Sommer eisfrei sein könnte. Sie weisen allerdings auf Unsicherheiten bei der Abschätzung des Zeitpunktes hin.
Solche Schätzungen sind in der Tat genauso mit Vorsicht zu betrachten wie die Rechnungen zu den möglicherweise drohenden wirtschaftlichen Schäden. Doch klar ist eben auch: Die Arktis verändert sich allein durch die bereits ausgestoßenen Treibhausgase und die in den Weltmeeren gespeicherte Hitze massiv - und das bringt sowohl vor Ort als auch im Rest der Welt Probleme. Durch die Erwärmung des Wassers im Arktischen Ozean dürfte sich etwa auch das Wetter in anderen Teilen der Welt ändern, bis hinunter in die Tropen.
Wissenschaftler und Techniker auf dem Arktiseis: Das Bild wurde bereits 2011 aufgenommen. Damals erreichte die Größe des Meereises im Februar schon einmal einen Negativrekord, dieses Jahr schrumpfte die Eisbedeckung noch etwas stärker.
Foto: LUCAS JACKSON/ REUTERS
2 / 13
Ein Eisberg im Scoresbysund in der Grönlandsee. Die Durchschnittstemperaturen rund um den Nordpol steigen deutlich schneller an als in anderen Teilen der Erde.
Foto: A0009 Helfried Weyer/ dpa
3 / 13
So weit hatte sich das Meereis im September 2016 reduziert. Die Linie zeigt, wie viel Eis im Durchschnitt der Jahre 1981 bis 2010 Mitte September in der Arktis lag.
Foto: AP/ NSIDC
4 / 13
Die Eisdecke auf dem Arktischen Ozean in der Nähe des Nordpols, aufgenommen im August 2015. Die Schuld an der Eisschmelze trägt nicht allein der Mensch, wie eine aktuelle Studie zeigt. Auch das Wetter hat einen großen Einfluss.
Foto: Ulf Mauder/ dpa
5 / 13
Meereseis vor Grönland, aufgenommen im Juli 2015. Auch der Wind beeinflusst das Schicksal des sommerlichen Meereises. Ungefähr 30 bis 50 Prozent sind allein auf solche atmosphärischen Zirkulationen zurückzuführen, ohne dass der Mensch diese lenkt.
Dieses Foto wurde in der Nähe von Ny-Ålesund auf Spitzbergen aufgenommen. Die untergehende Sonne leuchtet auf die schneebedeckten, bis zu tausend Meter hohen Berge.
Foto: Jens Büttner/ dpa
7 / 13
Ny-Ålesund ist der nördlichste, dauerhaft besiedelte Ort der Welt. Diese Aufnahme zeigt den Blick auf die deutsch-französische Forschungsbasis im Wissenschaftsdorf des Ortes.
Foto: DPA / Rene Buergi / Alfred-Wegener-Institut
8 / 13
Ein Eisbär läuft über das Eisschild in der Nähe des Nordpols, fotografiert aus einem Helikopter. Eisbären wurden zum Symbol des Klimawandels, tatsächlich bedrohen die steigenden Temperaturen sie besonders stark.
Foto: AFP/ NTB Scanpix
9 / 13
Ein Gletscher, ebenfalls in der Nähe von Ny-Ålesund. Der Ort liegt nur 1300 Kilometer vom Nordpol entfernt.
Foto: Jens Büttner/dpa
10 / 13
Die Eisdecke auf dem Arktischen Ozean am Nordpol im August 2015. Im Februar 2017 war die weiße Kappe rund um den Pol im Schnitt nur noch 14,14 Millionen Quadratkilometer groß.
Foto: Ulf Mauder/ DPA
11 / 13
Das dickste Eis der Arktis (helles Weiß-Blau) bedeckte einst eine deutlich größere Fläche. Es schrumpft Studien zufolge seit Ende der Siebzigerjahre um gut zehn Prozent pro Jahrzehnt.
Foto: NASA
12 / 13
Forscher untersuchen das Eis im arktischen Ozean (Archivbild aus dem Jahr 2011): Auch wenn natürliche Phänomene ebenfalls einen Einfluss auf die Eisschmelze haben, ist noch immer der Mensch für einen Großteil verantwortlich.
Foto: Kathryn Hansen/ NASA/ REUTERS
13 / 13
Der Eisbär braucht Meereis: Auf der Scholle lauernd, kann er Robben erbeuten, seine wichtigste Nahrungsquelle. Weil das Eis schmilzt, werden die Eisbärbestände in den kommenden 35 bis 40 Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit um mehr als 30 Prozent schrumpfen, berichtet die Weltnaturschutzorganisation IUCN.