Strände von Spitzbergen Müll aus Deutschland in der Arktis entdeckt

Plastikmüll an einem abgelegenen Strand in Nordspitzbergen
Foto: Ashley Cooper / Nature Picture Library / IMAGODie Erde ist verschmutzt mit Müll – selbst in der Arktis finden sich einer Studie zufolge Abfälle aus aller Welt. Auch aus Deutschland gelange Plastik und anderer Abfall in das nördliche Polarmeer, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven mit.
Der Großteil der insgesamt gefundenen Abfälle gehe auf Fischerei und Schifffahrt zurück, hieß es. »Von Schiffen und aus arktischen Siedlungen gelangt lokal Plastikmüll ins Meer«, erklärte Anna Natalie Meyer, Erstautorin der Studie, laut Mitteilung. Aus der Ferne werde Plastikmüll und Mikroplastik über zahlreiche Flüsse und über Ozeanströmungen aus dem Atlantik, der Nordsee und dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean transportiert.
Etwa ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Mülls stamme aus Europa, ein großer Teil aus Deutschland, so das Fachteam. »Plastikmüll ist ein globales Problem, das auch die scheinbar unberührte Wildnis des hohen Nordens nicht verschont«, so das AWI. Die Studie wurde im Fachmagazin »Frontiers in Marine Science« veröffentlicht.

Angeschwemmter Plastikmüll aus der Arktis, nach Herkunftsländern sortiert
Foto: J. Hagemann / Alfred-Wegener-Institut / dpa1,62 Tonnen Müll
Für die Erhebung hatten Touristinnen und Touristen bei Landgängen an 14 abgelegenen arktischen Stränden Abfall gesammelt. Von 2016 bis 2021 kamen demnach 23.000 Teile zusammen, die 1,62 Tonnen wogen. 80 Prozent der gesammelten Abfälle seien Plastikmüll. Die genaue Herkunft sei bei den meisten Abfallteilen nicht mehr zu bestimmen gewesen.
»Aufgrund der Kälte zersetzt sich Plastik in polaren Gebieten wahrscheinlich noch schneller in kleinere Fragmente«, sagte AWI-Wissenschaftlerin Melanie Bergmann.
Der älteste identifizierte Gegenstand war den drei beteiligten Forscherinnen zufolge ein wahrscheinlich in den 1960er-Jahren produziertes Flaschenfragment aus Norwegen. Zu den jüngsten Teilen gehörte ein Schuh aus Deutschland von 2012/2013.
Acht Prozent stammten aus Deutschland
Insgesamt fanden die Wissenschaftlerinnen bei etwa einem Prozent des Mülls (206 Stücke) Aufschriften oder Einprägungen, die auf die Herkunft schließen ließen. Mehrheitlich stammten diese Teile demnach aus Anrainerstaaten der Arktis wie Russland (32 Prozent) und Norwegen (16 Prozent). Aber selbst aus fernen Ländern wie Brasilien, China und den USA wurden Müllstücke nachgewiesen.
Abfall aus Deutschland machte 8 Prozent der identifizierbaren Teile aus. »Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastikproduktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich«, sagte Bergmann.
Vor allem auf Schiffen und in der Fischerei müsse es ein besseres Abfallmanagement geben, fordern die Wissenschaftlerinnen. »Mindestens genauso wichtig ist die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, insbesondere in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens«, so die Forscherin.