Asien Grundwasserspiegel sinken dramatisch
Noch vor einer Generation haben indische Bauern ihr Süßwasser aus handgegrabenen Brunnen geschöpft. Heute holen es elektrische Pumpen aus Hunderten Metern Tiefe. Die technologische Neuerung hat zerstörerische Konsequenzen: Es wird so viel Wasser aus den unterirdischen Reserven gepumpt, dass diese schon bald erschöpft seien, sagten Experten auf dem Stockholm Water Symposium in Schweden vergangene Woche.
Die indischen Bauern zapfen mit rund 21 Millionen dieser Pumpvorrichtungen das Grundwasser an, um ihre Reis- und Zuckerrohrfelder zu bewässern, betonten die Fachleute einem Bericht des Wissenschaftsmagazins "New Scientist" zufolge. Jedes Jahr kämen mehrere Millionen der Maschinen hinzu, die das Wasser aus bis zu einem Kilometer Tiefe ans Tageslicht fördern. Die oft illegal betriebenen Pumpen würden mit subventioniertem Strom gespeist und arbeiteten Tag und Nacht, was ständige Stromausfälle zur Folge habe.
"Keiner weiß, wo die Pumpen sind und wem sie gehören. Was da passiert, kann niemand kontrollieren", sagte Tushaar Shah vom International Water Management Institute in Gujarat. Seine Forschungen ergaben, dass in Indien jährlich rund 200 Kubikkilometer Grundwasser gefördert werden. Nur ein Bruchteil werde durch Monsunregen wieder ersetzt.
Der Hauptgrund für die illegale Wasserförderung sei das mangelnde Vertrauen in das staatliche Bewässerungssystem. Ein korruptes Management, wenig Investitionen und austrocknende Flüsse haben es immer baufälliger und unzuverlässiger gemacht, berichtet "New Scientist".
Auch aus anderen asiatischen Ländern wie etwa Vietnam, China und Pakistan gibt es Berichte vom Raubbau am Grundwasser. In einigen Regionen in Indien könnten die Wasserreserven innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahren aufgebraucht sein, sagte Shah. Besonders betroffen von der Krise seien die Kleinbauern. Da der Grundwasserspiegel teilweise schon um bis zu sechs Meter gesunken sei, kämen nur noch Großbauern mit leistungsstarken Pumpen an das Wasser heran. 95 Prozent der Pumpstellen der Kleinbauern hingegen seien schon ausgetrocknet, sagte Kupannan Palanisami von der indischen Tamil Nadu Agricultural University.