Reykjavik - Der Vulkan im Gebiet des Eyjafjallajökull stößt weiter Asche und Lava aus. Am frühen Sonntagmorgen war der Vulkan ausgebrochen - zum ersten Mal seit fast 200 Jahren.
Der Eyjafjallajökull im Süden der Insel ist mit 160 Quadratkilometern der fünftgrößte Gletscher. Die Gefahr einer Gletscherschmelze mit Überschwemmungen scheint zunächst gebannt, weil sich der Ausbruch in einem nicht mit Eis bedeckten Gebiet des Vulkans ereignete.
Allerdings weiß niemand, wie lange die Eruption dauern wird. "Es kann morgen zu Ende sein, es kann aber auch noch Wochen oder Monate dauern", sagte der Geologe Tumi Gudmundsson. Zudem wird befürchtet, dass der Vulkan noch weitere, heftigere Eruptionen auslösen könnte.
Die isländischen Behörden hatten einen Evakuierungsplan in Gang gesetzt, etwa 500 bis 600 Menschen in drei Ortschaften mussten ihre Häuser verlassen. Es gab laut offiziellen Berichten keine Verletzten oder Vermissten. Auf Island leben etwa 320.000 Menschen.
"Der Vulkan ist seit Beginn des Jahres angeschwollen", sagte Pall Einarsson, Geophysiker von der Universität Island. Im letzten Monat hatten die Wissenschaftler Tausende kleinerer Erdbeben in dem Gebiet registriert. Dennoch konnten sie einen exakten Zeitpunkt für einen Ausbruch nicht festmachen. "Es hätte noch Monate oder Jahre dauern können, bis wir eine solche Eruption bekommen hätten. Wir konnten nicht sagen, dass das Gebiet unmittelbar bedroht war."
Was nun noch folgen wird, ist ebenfalls schwer vorherzusagen. "Es könnte morgen schon aufhören oder noch Wochen und Monate andauern", sagt Tumi Gudmundsson, Geologe an der Universität von Island. "Wir können das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen."
Einarsson und Gudmundsson halten es für möglich, dass der Ausbruch eine zerstörerischere Eruption im nahegelegenen Vulkan Katla auslösen könnte. Katla liegt unter der dicken Eisschicht des Myrdalsjökull. Würde hier ein Ausbruch stattfinden, drohten starke Überschwemmungen und explosionsartige Stöße.
Der letzte Ausbruch des Eyjafjallajökull war im Jahre 1821 und dauerte zwei Jahre. Island liegt über einem vulkanischen Hot-Spot im atlantischen Mittelozeanischen Rücken und ist aus vulkanischer Aktivität entstanden. Daher hatte es häufig Vulkanausbrüche in der Geschichte Islands gegeben. Der bekannteste Vulkan ist Hekla, der zuletzt vor zehn Jahren ausbrach. Oftmals wurden Ausbrüche durch seismische Aktivität ausgelöst, wenn die tektonischen Erdplatten sich bewegen und Magma aus großen Tiefen an die Oberfläche aufsteigt.
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Erdspalte: Auf etwa einem Kilometer Länge brach der Boden im Gebirge im Süden Islands in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf, Lava spritzte in die Höhe, es bildete sich eine bis zu einem Kilometer hohe Rauchwolke.
Videoaufnahme des Senders APTN: Der ausgebrochene Vulkan liegt am Eyjafjallajökull, dem fünftgrößten Gletscher des Landes.
Fernes Leuchten: Mehr als 500 Menschen wurden evakuiert, auch aus Angst vor Erdrutschen und Überschwemmungen.
Lava-Eruptionen: Ersten Einschätzungen ortsansässiger Geologen zufolge ist der Ausbruch an der "bestmöglichen" Stelle erfolgt - nämlich in einer Gegend, die nicht von Eis bedeckt ist. Das reduziert das Risiko von Überschwemmungen durch Schmelzwasser.
Berghang, Lava: Der Eyjafjallajökull-Vulkan ist zuletzt vor rund 200 Jahren ausgebrochen.
Im Morgengrauen: Im Laufe des Sonntags stellte sich heraus, dass die Gefahr durch den Ausbruch zunächst offenbar begrenzt ist. Der Flugverkehr über der Insel wurde wieder freigegeben. Ein Sprecher sagte in Reykjavík, die Eruptionen aus der Region des Eyjafjalla-Gletschers seien so begrenzt, dass keine Gefahr mehr für Flugzeuge durch Lava oder Asche in der Luft bestehe.
Rekordversuch in Gefahr: Die Weltumflieger-Mannschaft von Riccardo Mortara musste in den frühen Morgenstunden auf halbem Weg nach Island wegen des Vulkanausbruchs umkehren, nach Kanada zurückfliegen und eine neue Route ausarbeiten.