Es regnet immer weiter. Binnen vier Tagen verzeichnen die Flutgebiete in Australien so viel Regen, wie sonst in London in einem Jahr fällt. Ganze Gebiete stehen meterhoch unter Wasser. Für den Bundesstaat New South Wales gilt der Katastrophenzustand. Zehntausende Menschen sind laut dem Ministerium für Katastrophenschutz auf der Flucht. Für viele Gemeinden ist es schon die vierte Überschwemmung in weniger als 18 Monaten. Die Lage konkret dem Klimawandel zuzuschreiben, sei jedoch schwierig, sagt Agus Santoso. Er ist leitender Klimaforscher an der University of New South Wales.
O-Ton Agus Santoso, Klimaforscher:
»Die globale Erwärmung erhöht die Feuchtigkeitsmenge in der Atmosphäre, aber sie führt auch zu einer Verschiebung der Wettermuster. Es gibt also ein Szenario, das wir in Betracht ziehen müssen: Langfristig könnte es in Ostaustralien eine Dürre geben, aber es gibt auch Jahre, in denen es extrem feucht ist, so wie es derzeit der Fall ist. Auch die globale Erwärmung kann den El-Niño- und La-Niña-Zyklus verstärken und das Auftreten von extremen La-Nina- und El-Nino-Ereignissen erhöhen. El Nino ist also das Gegenteil von La Nina, es bringt Trockenheit. In einem Szenario der globalen Erwärmung müssen wir also auf die Möglichkeit eines Wechsels zwischen Dürre und Nässe oder Überschwemmung im folgenden Jahr vorbereitet sein.«
Klimaforscher Santoso macht für die aktuelle Flut das Wetterphänomen La Niña im pazifischen Raum verantwortlich. Es ist die kalte Schwester von El Niño.
O-Ton Agus Santoso, Klimaforscher:
»Wir haben zwei Jahre hintereinander La Niña erlebt. La Niña ist im Grunde genommen ein Phänomen, ein Ereignis im tropischen Pazifik, das in Australien zu überdurchschnittlichen Niederschlägen führt. Wenn La Niña länger andauert, sind die Einzugsgebiete und Dämme bereits voll - man braucht nur ein paar extreme Wetterereignisse wie die Tiefs an der Ostküste, um ein erhöhtes Überschwemmungsrisiko zu haben.«
Wie genau der Klimawandel und die Wetterphänomene La Niña und El Niño zusammenhängen, müssen weitere Forschungen zeigen.
Den Bewohnern in den betroffenen Gebieten beleibt derweil nur die Flucht vor der Flut.