Australien Genanalyse lüftet Geheimnis der einsamen Palmen

Im Zentrum Australiens wachsen in einem kleinen Gebiet besondere Palmen. Lange galten sie als Überreste eines urzeitlichen Urwalds. Doch Genanalysen legen nun eine andere Theorie nahe: Demnach könnten Aborigines die Pflanzen bei ihren Wanderungen ins Inland verbreitet haben.
Palmental-Oase in Australien: Kein Überbleibsel des Gondwana-Urwalds

Palmental-Oase in Australien: Kein Überbleibsel des Gondwana-Urwalds

Foto: Cgoodwin

Mitten in Australien liegt ein kleines Gebiet, in dem Palmen der Art Livistona mariae wachsen. Die Verbreitung dieser Bäume beschränkt sich auf einen Bereich, der als Palmental-Oase bekannt ist und gut hundert Kilometer von Alice Springs entfernt liegt. Die nächsten Verwandten der Pflanzen, Livistona rigida, finden sich 800 bis 1000 Kilometer weiter nördlich und nordwestlich davon - die Landschaft dazwischen ist überwiegend karg und trocken.

Bisher nahmen Experten an, dass der kleine Palmenbestand in der Mitte des riesigen Landes ein Rest jenes Urwalds ist, der einst auf dem Superkontinent Gondwana stand. Später, als es trockener wurde, sei der Wald geschrumpft - nur die Palmen im Zentrum des Kontinents seien übriggeblieben. Doch eine neue Studie widerspricht dieser Theorie.

Ein australisch-japanisches Forscherteam präsentiert im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B"  Indizien für eine andere These. Demnach könnten australische Ureinwohner vor rund 15.000 Jahren Palmensamen ins Zentrum des Kontinents transportiert haben. Eventuell haben auch Tiere die Samen landeinwärts gebracht - auch wenn die Forscher das für weniger wahrscheinlich halten.

Toshiaki Kondo von der Universität in Hiroshima und seine Kollegen analysierten das Erbgut mehrerer Bäume. Auf diese Weise konnten sie Verwandtschaftsverhältnisse und mögliche Stammbäume ermitteln. Dabei zeigte sich einerseits, dass die genetischen Unterschiede zwischen den beiden Livistona-Arten nur marginal sind. Zudem ließ sich aufgrund der Unterschiede in der DNA eine molekulare Uhr erstellen. Ihr zufolge scheint es möglich, dass Ureinwohner die Samen der Bäume mit sich trugen und sie vor etwa 15.000 Jahren im Zentrum des Kontinents pflanzten. Denn die gemeinsamen Vorfahren dieser Pflanzen wuchsen vor 15.000 bis 33.000 Jahren, schätzen die Wissenschaftler.

Die Forscher merken an, dass Livistona-Palmen zu den wenigen essbaren und kultivierbaren Pflanzen zählen, die ursprünglich in Australien wuchsen. Die Blätter würden auch heute bisweilen gegessen, und die Aborigines würden die faserige Rinde nutzen, um Körbe oder Angelschnüre daraus zu flechten. Eventuell haben also ihre Vorfahren vor 15.000 Jahren die Nutzpflanzen landeinwärts transportiert.

wbr/dpa

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