Neue Brände in Australien Die Gluthitze kehrt zurück

Ein Feuerwehrmann steht an einem Strand von Fraser Island und beobachtet einen Brand
Foto: Greg Nature Slade / Getty ImagesIn der Sprache der Aborigines heißt Fraser Island »K’gari« – das bedeutet so viel wie »Paradies«. Und tatsächlich verdient die Natur auf der größten Sandinsel der Welt diesen Namen. Wunderschöne Strände, dichter tropischer Urwald, Mangrovensümpfe und Eukalyptuswälder locken viele Touristen an die Küste des Bundesstaats Queensland.
Aber seit Wochen brennt es auf Fraser Island. Die 122 Kilometern lange Insel nördlich von Brisbane wird seit Oktober von heftigen Bränden heimgesucht. Aus den Wäldern dringen die Flammen bis an die Strände, bereits die Hälfte der Welterbestätte ist zerstört. Quadratkilometerweise wurde Vegetation vernichtet. Zeitweilig hatten die Flammen auch die Ortschaft Happy Valley bedroht, es gelang der Feuerwehr aber, die Häuser des Städtchens zu retten. Löschflugzeuge warfen teilweise mehr als eine Million Liter Wasser täglich ab. Möglicherweise war es ein illegales Lagerfeuer, das die Katastrophe ausgelöst hat.
Dass sich die Lage nun gebessert hat und die Flammen unter Kontrolle sind, liegt auch an den derzeit günstigen Wetterbedingungen in der Region. Es regnet und die Temperaturen bewegen sich um 25 Grad. Ein Glücksfall und eine günstige Wendung, nach der es lange nicht aussah. Denn Australien wird derzeit von einer heftigen Hitzewelle heimgesucht. Hohe Temperaturen und heftige Winde hatten das Feuer auf Fraser Island noch einmal angefacht, auch wenn vor allem die inneren Landmassen des Kontinents von der Gluthitze betroffen sind.
Obwohl der Sommer auf der Südhalbkugel gerade erst beginnt, erlebte Australien schon jetzt Temperaturen von bis zu 48 Grad. Das Land hat den wärmsten Frühling seit Beginn der Messungen mit Durchschnittstemperaturen von 24,5 Grad Celsius erlebt. Das sind gut zwei Grad über dem langjährigen Durchschnitt, berichtete die Nasa kürzlich. Das Australian Bureau of Meteorology (BOM) erklärte den November 2020 zum wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn.

Karte von Australien mit Hitzeentwicklung und globalem Modell
Foto: Joshua StevensWie heftig die Hitzewelle ausfiel, das zeigt die Karte oben. Sie wurde auf der Basis von Satellitendaten der US-amerikanischen Wetterbehörde NOAA erstellt. Diese Daten flossen in das Goddard Earth Observing System (GEOS) ein, mit dem die Nasa globale Atmosphärensimulationen vornimmt.
Den ganzen November über war es schon außergewöhnlich warm, aber gegen Monatsende legte die Hitze noch einmal zu. Die Karte zeigt die Temperaturen in ganz Australien für den 30. November 2020 in zwei Metern Höhe. In den dunkelsten Rotbereichen wurde es über 40 Grad heiß. Mindestens 20 Bodenstationen in New South Wales, Südaustralien, Victoria und Queensland verzeichneten ihren heißesten Novembertag seit drei Jahrzehnten.
Der Flughafen Thargomindah in Queensland erreichte 46, in der Stadt Andamooka in Südaustralien kletterte das Thermometer auf 48 Grad. In Smithville wurden am 28. November mit 46,9 Grad die höchste Frühlingstemperatur erreicht, die jemals in New South Wales gemessen wurde. Und auch Sydney erlebte mehrere Novembertage hintereinander mit Temperaturen über 40 Grad – das hat die Stadt erst zweimal in 162 Jahren geschafft.
La Niña schwächt sich ab
Laut dem BOM war die Hitzewelle darauf zurückzuführen, dass warme Luft von der Mitte des Kontinents nach Südost- und Ostaustralien zog. In Zentralaustralien stieg heiße Luft zudem bis in die oberen Schichten der Atmosphäre. Weil auch nachts die Temperaturen sehr hoch blieben, kam es kaum zu Abkühlungen. Das begünstigte immer höhere Tagestemperaturen.
Auch der Niederschlag lag im gesamten Land etwa acht Prozent unter dem Durchschnitt. Zwar war der Oktober noch feuchter als normal, was am Wetterphänomen La Niña liegt. Das ist eine Art Umkehreffekt von El Niño und bringt Australien normalerweise kühlere und feuchtere Bedingungen. Aber im November schwächte sich La Niña ab und die Hitze kam. Die BOM, die Wettervorhersagen für das ganze Land erstellt, befürchtet, dass sich der La-Niña-Effekt im Sommer wieder verstärken könnte.
Auch global gesehen war es im November wärmer als sonst. Satellitendaten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus verzeichneten den heißesten November weltweit seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Besonders warm war es in Sibirien, im arktischen Meer sowie in Teilen Nordeuropas, der USA, Lateinamerikas und in der Westantarktis. Der Rekord stimme mit den langfristigen Trends überein und sei im Zusammenhang der Klimaerwärmung zu sehen, hatten die Copernicus-Wissenschaftler bestätigt. Deshalb sei die Dringlichkeit des Klimaschutzes ungebrochen.
Was das für Australien heißen kann, war bereits in der letzten Brandsaison von August 2019 bis März 2020 zu sehen, als der Kontinent die verheerendsten Brände in der Geschichte des Landes erlebte. Zwar sind Feuer in der Brandsaison normal und Teil des Ökosystems. Aber aufgrund des Klimawandels fallen sie zunehmend heftiger aus. In sechs von insgesamt acht australischen Bundesstaaten und Territorien wurden mehr als zwölf Millionen Hektar Land verwüstet. Und ein Großteil des Lebensraums von mindestens 70 einheimischen Tierarten zerstört.