Nationaler Notstand in Kolumbien Killerpilz bedroht Bananenexporte

Erstmals hat der aggressive Bananen-Pilz TR4 ein Anbaugebiet in Südamerika erreicht. Kolumbien will befallene Plantagen niederbrennen - denn der Schädling ist gegen Pflanzenschutzmittel resistent.
Der Bananenanbau (hier ein Archivbild aus Kolumbien, 2000) ist durch TR4 massiv gefährdet

Der Bananenanbau (hier ein Archivbild aus Kolumbien, 2000) ist durch TR4 massiv gefährdet

Foto: AFP PHOTO / Luis Acosta

Die ersten beunruhigenden Meldungen gab es bereits im Juni . Der gefährliche Pflanzenschädling TR4 könnte, so hieß es damals, Bananenplantagen im äußersten Nordosten Kolumbiens erreicht haben. Das wäre ein massives Problem, weil sich damit der Siegeszug des gefährlichen Erregers fortgesetzt hätte, der die weltweite Bananenproduktion in die Knie zu zwingen droht.

Inzwischen ist klar, dass die betreffenden Anbaugebiete im Departamento La Guajira tatsächlich von dem Pilz befallen sind. Kolumbien hat deswegen den nationalen Notstand ausgerufen. Nachgewiesen wurde der Erreger in Labors der niederländischen Universität Wageningen und des Unternehmens KeyGene. Forscher Fernando Garcia Bastidas warnte im Gespräch mit dem Fachinformationsdienst "Fruitnet" : "Obwohl Lateinamerika denkt, dass es sich auf diesen Moment vorbereitet hat, ist das nicht der Fall." Der Erreger sei mindestens seit mehreren Monaten im Land gewesen.

Gegenmittel: keine

Für die Länder Lateinamerikas und der Karibik ist der Export von Bananen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt , dass sie jedes Jahr im Schnitt Bananen im Wert von sechs Milliarden Dollar ins Ausland verkaufen, vor allem in die USA und nach Europa. TR4 bedroht dieses Geschäft nun existenziell: Der Pilz ist zwar für Menschen ungefährlich, für die Pflanzen aber tödlich.

Der Erreger dringt über die Wurzeln in die Bananenpflanze ein. Das führt dazu, dass sie vertrocknet und keine Früchte mehr trägt. TR4 ist gegen Fungizide resistent, es gibt keine Gegenmittel. Eine Option ist, den Anbau von Bananen in dem betroffenen Gebiet einzustellen.

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Ein großer Teil des Problems resultiert daraus, dass der weltweite Anbau und Handel von Bananen zu 95 Prozent von einer einzigen Sorte dominiert wird: der Cavendish-Banane. Diese war in den Fünfzigerjahren als Reaktion auf eine andere Pilzerkrankung auf den Markt gebracht worden.

Die Pflanze wird durch in den Boden gesteckte abgeschnittene Triebe vermehrt. Dadurch sind allerdings alle Exemplare genetisch identisch und können dem Erreger nun wenig entgegensetzen. Das hat den Siegeszug des Pilzes erst ermöglicht, der unter anderem bereits auf den Philippinen, in China, Indien Australien, Pakistan, dem Nahen Osten und afrikanischen Ländern wie Mosambik aufgetreten ist - und nun eben in Kolumbien, im bisher noch nicht betroffenen Lateinamerika.

Diese Bananenkisten stehen in einer Reifekammer im Hafen von Hamburg (Archivbild)

Diese Bananenkisten stehen in einer Reifekammer im Hafen von Hamburg (Archivbild)

Foto: Angelika Warmuth/ picture-alliance/ dpa

Das kolumbianische Agrarinstitut ICA hat angekündigt, dass Bananenpflanzen auf 170 Hektar betroffenem Farmland niedergebrannt werden sollen. Außerdem solle es zusätzliche Kontrollen an allen Häfen, Flughäfen und Grenzübergängen geben.

Verbreitet wird der Pilz unter anderem durch kontaminierten Boden, der zum Beispiel in Schuhsohlen von einem Ort zum anderen transportiert wird. Der Erreger kann Jahrzehnte im Erdreich überdauern. Auch infizierte Pflanzenteile können Schuld an der Ausbreitung sein - nicht aber die Früchte selbst. Daher will Kolumbien auch weiter Bananen exportieren, wie die Behörden erklärten. Eine Desinfektionsanlage im Hafen von Santa Marta soll dabei helfen, auch die Transportcontainer sauber zu halten.

Auf dem deutschen Markt stammen rund 90 Prozent der Bananen aus Lateinamerika. In der "Bild"-Zeitung warnt der Fruchthandelsverband: "Plantagen in ganz Lateinamerika - und damit auch Bananen in deutschen Supermärkten - könnten in wenigen Jahren Geschichte sein." Von Bananenpreisen von aktuell 85 Cent pro Bund müssten sich Verbraucher verabschieden.

chs
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