Erholte Bestände Jäger wollen Schutz des Bibers lockern

Biber an der Oder
Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpaDer Biber war in Deutschland fast ausgerottet. Jetzt hat sich der Bestand erholt. Da sich das Nagetier in vielen Regionen verbreitet, fordern Jäger und Bauern, den Schutz aufzuweichen.
Europas größtes Nagetier wurde in Brandenburg im Jahr 2015 bereits in 41 Prozent der Reviere beobachtet, sagte ein Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV) in Berlin. Noch 2006 seien es nur 14 Prozent der Reviere gewesen.
Biber sind derzeit streng geschützt und unterliegen nicht dem Jagdrecht. Künftig müsse es möglich sein, flexibler auf positive Bestandsentwicklungen zu reagieren und den Schutzstatus zu senken, forderte der DJV. "Sonst ist die Akzeptanz für den Artenschutz in der Bevölkerung der ländlichen Räume in Gefahr", sagte DJV-Vizepräsident Volker Böhning. "Wenn in Regionen wie Brandenburg der Biber regelmäßig Deiche unterhöhlt und Flutgräben staut, gibt es dort kaum noch Verständnis für den strengen Schutz."
"Günstiger Erhaltungszustand"
Die Frühjahrskonferenz der Umweltminister von Bund und Ländern habe vergangene Woche im brandenburgischen Bad Saarow den Bibern einen sogenannten günstigen Erhaltungszustand bescheinigt, sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. "Die Population kann sich damit aus eigener Kraft erhalten", sagte er. "Der Biber droht nicht mehr auszusterben."
Auffälligstes Merkmal des Bibers ist der flache Schwanz, der beim Schwimmen und Tauchen hilft. Meist sind die Tiere ohne Schwanz etwa einen Meter lang. Biber leben monogam in Familienverbänden, sind standorttreu und ernähren sich von Pflanzen. Die Tiere fördern die Artenvielfalt, indem sie mit ihren Dämmen Feuchtbiotope schaffen. Natürliche Feinde, die die Population eindämmen, haben Biber nicht.
Zu den Kerngebieten der anpassungsfähigen Tiere gehört nach den Ergebnissen des Wild-Monitorings der Nordosten Deutschlands mit Niedersachsen. Auch in Baden-Württemberg verbreitet sich das Tier. Von den großen Flüssen breitet sich der Biber laut DJV ins Umland aus und zeigt dabei wenig Scheu vor dem Menschen.
Wiederansiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wiederansiedlung der Biber vorangetrieben - in Bayern schon 1966, andere Bundesländer folgten. Bundesweit wird der Bestand heute auch vom WWF auf mindestens 30.000 Tiere geschätzt, davon leben rund 20.000 in Bayern. Dort richten sie hohe Schäden an. Die Tiere fällen Bäume, untergraben Böschungen und setzen Felder unter Wasser. Weit mehr als tausend Biber werden deshalb jährlich mit Sondergenehmigung der Behörden geschossen. Ein niedrigerer Schutzstatus könnte langfristig die Jagd auf Biber erleichtern.
Zu den Biberhochburgen gehört auch Baden-Württemberg mit etwa 3500 Tieren. "In Brandenburg leben derzeit 3000 bis 3500 Biber", sagte Christiane Schröder, Geschäftsführerin des dortigen Nabu-Landesverbands. In Sachsen-Anhalt seien es ähnlich viele. Der Bauernbund Brandenburg fordert schon länger, die Biber zur Jagd freizugeben. Der Verband spricht von einer Plage und beklagt Schäden in Millionenhöhe.
Seit Mai 2015 ist dort der Abschuss in begründeten Fälle erlaubt. "Die Sicherheit des Menschen geht natürlich vor", sagte Schröder. "Wenn es größere Schäden etwa in Wäldern oder beim Hochwasserschutz gibt, muss man eingreifen. Auch an Bahndämmen hat der Biber nichts zu suchen", sagte sie. "Wo immer möglich, sollten aber Präventionsmaßnahmen durchgeführt werden, um ein konfliktarmes Miteinander zu erreichen."
Für das vom DJV betreute Wildtier-Informationssystem der Länder wurden Angaben aus rund 24.000 Revieren ausgewertet, das sind etwa 40 Prozent der Fläche Deutschlands. Der Landesjagdverband Bayern war nicht beteiligt. "Wir haben den Biber fast in jedem Gewässer", sagte Verbandssprecher Thomas Schreder. "Damit finden sich die Tiere abgesehen vom Hochgebirge flächendeckend in den Revieren Bayerns." In den vergangenen fünf Jahren hätten die Schadensmeldungen zugenommen.