Bodenproben Westantarktis-Gletscher schwinden im Eiltempo

Die Westantarktis erwärmt sich. Jetzt zeigen Bodenproben: Manche Gletscher in der Region schwinden so schnell wie selten. Winzige Schalen brachten Forscher auf die Spur der dramatischen Schmelze.
Antarktischer Schelf: "Funde waren ein wahrer Glücksfall"

Antarktischer Schelf: "Funde waren ein wahrer Glücksfall"

Foto: British Antarctic Survey

Bremerhaven/Hamburg - Die Rückgang mehrerer Gletscher in der Westantarktis hat sich nach Erkenntnissen des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in den vergangenen 20 Jahren auf Eiltempo beschleunigt. Ein solches Abschmelzen habe es in der jüngeren geologischen Geschichte nur alle paar tausend Jahre gegeben, berichten  die AWI-Forscher zusammen mit Kollegen des British Antarctic Survey im Fachmagazin "Geology".

Die Westantarktis hat sich in den letzten Jahren Studien zufolge deutlich erwärmt. Nun sei es erstmals gelungen, die 12.000 Jahre lange Geschichte der Pine-Island-Gletscher und der Thwaites-Gletscher seit dem Ende der letzten Eiszeit mit Hilfe von Bodenproben zu rekonstruieren. Die Linie, an der die großen Gletscher der Region auf den Meeresboden aufsetzen, habe sich seit 1992 um 25 Kilometer zum Land hin verschoben.

Auf einer Expedition mit dem Forschungseisbrecher "Polarstern" hatten die Wissenschaftler je zehn Meter lange Sedimentkerne aus den Gletschertälern am Meeresgrund gebohrt. In den Bohrkernen erkannten die Experten Kalkschalen-Reste winziger Meeresbewohner: "Die Minifossilien findet man in der Antarktis äußerst selten. Deshalb waren diese Funde für uns ein wahrer Glücksfall", sagt der AWI-Geologe Gerhard Kuhn.

Die Fossilien dokumentieren Zeiten, in denen Meerwasser über dem Grund schwappte, die Gletscher also landeinwärts standen. Die Schalen zeigen zudem das Alter der Bodenschichten. Mit Hilfe der Schalen erstellten die Forscher eine Zeitleiste der früheren Gletscherbewegungen.

boj/dpa
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