Australien Buschfeuer erzeugen eigenes Wetter

Die Buschbrände in Australien zerstören nicht nur ganze Landstriche, sie erzeugen sogar ihre eigenen Stürme - mit verheerenden Folgen.
Die Feuer in Australien sind selbst aus dem All zu sehen

Die Feuer in Australien sind selbst aus dem All zu sehen

Foto: EUROPEAN UNION, COPERNICUS SENTINEL DATA/Handout via REUTERS

Australien erlebt derzeit eine der schlimmsten Feuersaisons seiner Geschichte. Mindestens 17 Menschen kamen bislang ums Leben, weitere sind von Bränden eingeschlossen und sollen nun mit Kriegsschiffen in Sicherheit gebracht werden. Hunderte Häuser wurden zerstört, eine Fläche halb so groß wie das Staatsgebiet der Schweiz ist bereits abgebrannt.

Dass es in Australien zu dieser Jahreszeit brennt, ist nicht ungewöhnlich. Doch in diesem Jahr wüten die Flammen wegen der langanhaltenden Trockenheit und starker Winde besonders heftig. In dieser extremen Ausprägung kann es dann sein, dass Buschfeuer ihr eigenes Wetter erzeugen.

Wenn "Flammagenitus" wütet

Die Hitze des Feuers sorgt dafür, dass binnen kürzester Zeit große Mengen an Luft in der Atmosphäre nach oben gerissen werden. Dabei nehmen sie Wasserdampf, Ruß und Asche mit. Wenn die Bedingungen in der Atmosphäre stimmen, kondensiert der Dampf. Es bilden sich riesige Wolken, in denen sich Gewitter zusammenbrauen.

Pyrocumulonimbus, kurz pyroCb, oder "Flammagenitus" nennen Meteorologen diesen spektakulären Wolkentyp. Zuletzt bildete sich eine solche Feuerwolke in der Region Gippsland rund um Melbourne. Sie ragte bis zu 16 Kilometer in die Höhe, berichtete die australische Wetterbehörde auf Twitter. Zehntausende Menschen mussten sich aus den Vorstädten Melbournes, der zweitgrößten Stadt Australiens, in Sicherheit bringen.

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Das Problem: Die Wolken können aus allen Richtungen so viel Luft ansaugen, dass starke Winde entstehen. Im schlimmsten Fall brennen die Feuer dadurch umso heißer und breiten sich schneller aus. Die Blitze aus diesen Feuerwolken können außerdem neue Brände auch in größerer Entfernung entzünden. Neue Brandherde lassen sich dadurch nur noch schwer vorhersagen. Und: Hat sich erst mal eine solche Wolke gebildet, lassen sich die Brände kaum noch löschen. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

In den Wolken kann sich zudem Regen bilden. Der sorgt in den meisten Fällen jedoch nicht dafür, dass sich die Brände von selbst löschen. Im Gegenteil: Treffen die Tropfen auf die Brände, verdunsten sie. Dadurch kühlt sich die Luft ab, was zu starken, böigen Winden führt, die bis zu 20 Minuten andauern können. Die Feuer können sich dadurch in jede Richtung ausbreiten. Mehrere Feuerwehrleute sind durch solche Bedingungen bereits ums Leben gekommen.

Die bisher verhängnisvollsten Feuerwolken erlebte Australien vor zehn Jahren. Am sogenannten Black Saturday, dem 7. Februar 2009, starben im südöstlichen Bundesstaat Victoria insgesamt 173 Menschen, 414 wurden verletzt. Damals hatten sich gleichzeitig drei Feuerwolken gebildet. Ein Blitz aus einer dieser Wolken entzündete 100 Kilometer vom ursprünglichen Brandherd entfernt ein weiteres Feuer.

Forscher der australischen Wetterbehörde arbeiten an neuen Vorhersagesystemen für solche Feuerwolken. Dafür nutzen sie beispielsweise Modelle virtueller Feuer, die zeigen, wie sich die Flammen unter verschiedenen Windbedingungen ausbreiten und wie weit sie die Glut tragen können.

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Noch stünden die Forschungen aber am Anfang, betont die australische Wetterbehörde. Die Bildung von Feuerwolken sei komplex, und die Wissenschaftler würden gerade erst beginnen zu verstehen, wie sie entstehen. Zudem reichten nicht nur Wetterprognosen, sondern auch Vorhersagen zum Brandverhalten seien nötig, die sich bisher jedoch nur kurzfristig abschätzen lassen.

Experten rechnen damit, dass sich solche Feuerwolken durch den Klimawandel häufen werden. Wetteraufzeichnungen aus den vergangenen 30 Jahren zeigen, dass das Risiko für Feuerwolken im Südosten Australiens in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist, vor allem während der Frühjahr- und Sommermonate.

Auch in Spanien und Portugal sind solche Feuerwolken in den vergangenen fünf Jahren dokumentiert worden. Zukünftig könnten sie sich auch in Mittel- und Nordeuropa ausbreiten. Einen Fall in Schweden hat es bereits gegeben.

koe/chs
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