
Umweltverschmutzung: Der Müllteppich am Jangtse
China Müllmassen drohen Drei-Schluchten-Staudamm zu verstopfen
Erst bedrohten gigantische Wassermassen den Drei-Schluchten-Staudamm - jetzt kommen riesige Müllmengen: Vor dem größten Wasserkraftwerk der Welt hat sich ein 60 Zentimeter dicker Müllteppich gebildet, der die Sicherheit des Staudamms gefährden könnte. Wie die Zeitung "Hubei Daily" am Montag berichtete, ist der Müllteppich an manchen Stellen so dicht, dass Menschen dort sogar über das Wasser laufen könnten. Die Gesamtfläche des treibenden Müllteppichs betrage mehr als 50.000 Quadratmeter - der Staudamm drohe blockiert zu werden.
Auch die staatliche Zeitung "China Daily" berichtet über das wachsende Müllproblem: Vor dem Staudamm würden täglich drei Tonnen Abfälle eingesammelt. Das Personal und die Ausrüstung für die Arbeiten reichten aber nicht aus, nachdem der Fluss infolge schwerer Regenfälle mehr Wasser und auch mehr Unrat mit sich führe. Die ungewöhnlich großen Wassermassen haben den Stausee in der vergangenen Woche an den Rand seiner Kapazität gebracht.
"Die riesige Menge an Müll in der Gegend des Damms könnte das Schleusentor verstopfen", sagte Chen Lei, ein Vertreter der Three Gorges Corporation, dem Betreiber des . Durch dieses Tor passiert normalerweise der Schiffsverkehr am Jangtse. Wird es von den Müllmassen verstopft, könnte es auch für die Boote zur Gefahr werden. "Solche Mengen könnten die Schiffsschrauben und die Unterseiten der Boote beschädigen", sagt Chen.
Stromaufwärts der Talsperre leben mehr als 150 Millionen Menschen. In einigen Orten entlang des Jangtse, Chinas längstem Fluss, werfen die Bewohner ihren Müll üblicherweise in den Fluss, weil es keine Deponien gibt. Das mache den Damm jedes Jahr zur Regenzeit dicht, sagte Chen. Jährlich würden rund 150.000 bis 200.000 Kubikmeter Abfall an dem Damm eingesammelt. Dafür bezahle die Three Gorges Corporation rund zehn Millionen Yuan (1,13 Millionen Euro) pro Jahr.
Der umgerechnet 17 Milliarden Euro teure Bau des Damms wurde 2008 abgeschlossen. Doch das größte Wasserkraftwerk der Welt mit seiner 185 Meter hohen Betonmauer war von Anfang an umstritten. Die Regierung hatte das Megaprojekt stets damit gerechtfertigt, es werde Überschwemmungen am Unterlauf verhindern und Menschenleben retten. Mit dem Wasserkraftwerk werde dringend benötigte Elektrizität produziert. Zudem fördere der Damm die Schifffahrt auf dem Jangtse. Kritiker halten dem entgegen, dass die Anlage riesige Umweltschäden verursache und die Gefahr von Erdrutschen vergrößert habe.