Chinesischer Riesensalamander Größter Schwanzlurch steht vor der Ausrottung

Riesensalamander
Foto: Robert Murphy
Riesensalamander in freier Wildbahn
Foto: Robert Murphy
Zuchtfarmen für Riesensalamander
Foto: Hongman Chen
Riesensalamander
Foto: Robert MurphyChinesische Riesensalamander leben seit mehr als 170 Millionen Jahren auf der Welt - verändert haben sie sich seitdem kaum. Sie gelten deshalb als "lebende Fossilen". Doch nun steht die Art kurz vor der Ausrottung, warnen Forscher. Demnach leben nur noch eine Handvoll Tiere in freier Wildbahn.
Ein internationales Forscherteam hat zudem herausgefunden, dass die größte Amphibie der Welt aus mindestens fünf Arten besteht und damit noch gefährdeter sein könnte als bislang gedacht. Die bisherigen Schutzmaßnahmen der chinesischen Regierung seien kontraproduktiv und gefährdeten die Schwanzlurche zusätzlich, warnen die Wissenschaftler im Fachblatt "Current Biology".
Riesensalamander in freier Wildbahn
Foto: Robert MurphyDer Chinesische Riesensalamander (Andrias davidianus) kann 1,80 Meter lang und mehr als 70 Kilogramm schwer werden. In China werden die Tiere auch "Babyfisch" genannt, weil ihr Ruf wie der Schrei eines Säuglings klingt. Lange war es verpönt, sie zu essen, doch inzwischen gelten sie als beliebte Delikatesse.
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt Riesensalamander als vom Aussterben bedroht. Der Handel mit wilden Tieren ist in China verboten, die Amphibien werden allerdings massenweise in Farmen gezüchtet und zum Teil anschließend wieder ausgewildert.
Und genau dort liegt laut den Forschern das Problem. Denn von den Riesensalamandern gibt es nicht nur eine Art, sondern mindestens fünf und möglicherweise sogar acht. Das hätten umfangreiche Erbgutanalysen von Tieren aus freier Wildbahn und Zuchtanlagen gezeigt.
Zuchtfarmen für Riesensalamander
Foto: Hongman ChenDie Forscher erklären dies damit, dass die einzelnen Varianten sich seit Millionen Jahren getrennt voneinander in verschiedenen Flusssystemen entwickelt haben. Da die Riesensalamander ausschließlich in Süßwasser leben und sich nicht an Land bewegen, hätten sich im Lauf der Zeit eigene Arten entwickelt.
In den Riesensalamander-Farmen werden jedoch Tiere aus verschiedenen Regionen des Landes zusammengebracht, um die genetische Vielfalt zu erhöhen. Viele werden später wieder ausgesetzt - allein in den vergangenen zehn Jahren sollen es mehr als 70.000 gewesen sein.
Die wahllose Vermischung bedrohe den Fortbestand und die genetische Einzigartigkeit der einzelnen Arten, die sich auf ein bestimmtes Flussgebiet spezialisiert haben, kritisieren die Forscher.
Zudem habe sich die Population trotz der Auswilderung kaum vergrößert. So suchte das Team um Samuel Turvey von der Zoological Society of London (ZSL) vier Jahre lang in fast 100 Gegenden des Landes freilebende Tiere.
Lukratives Geschäft
Trotz des immensen Aufwands fand das Team nur insgesamt 24 Riesensalamander - und das an lediglich vier Orten. Dabei könne es sich auch um kürzlich ausgewilderte gezüchtete Salamander handeln, räumen die Autoren ein und betonen, vielerorts seien die Tiere praktisch ausgestorben.
Die Forscher erklären das mit der Zerstörung der Lebensräume, vor allem aber mit der verbreiteten Wilderei: Die Amphibien gelten in China als Luxus-Delikatesse und werden auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin genutzt. Kleine Exemplare von zwei Kilo Gewicht würden für umgerechnet 1500 Dollar gehandelt, schreiben sie.
"Der Raubbau an diesen unglaublichen Tieren für den menschlichen Konsum hatte in erstaunlich kurzer Zeit katastrophale Folgen für ihre Anzahl in der Wildnis", sagte Turvey. "Wenn nicht dringend koordinierte Schutzmaßnahmen getroffen werden, ist die Zukunft der weltweit größten Amphibien ernsthaft bedroht."
"Die Schutzstrategien für den Chinesischen Riesensalamander müssen dringend angepasst werden", sagt Jing Che vom Kunming Institut für Zoologie. Sie schlägt vor, die verschiedenen Arten getrennt voneinander zu züchten und ausschließlich in ihren natürlichen Herkunftsgebieten auszusetzen.
Im Video: Vom Aussterben bedroht - Der Rote Thun
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Diese Qualle galt sogar fast hundert Jahre lang als ausgestorben. Crambione Cookii, eine potenziell tödliche rosafarbene Art, die vor Australien vorkommt, war zuletzt 1910 gesichtet worden. Doch 2013 entdeckte eine Mitarbeiterin eines Aquariums in Mooloolaba, Queensland, ein Exemplar und fing es samt eines jüngeren Tieres ein. "Mir war sofort klar, dass ich diese Art noch nie gesehen hatte", sagte Puk Scivyer. Eine Quallenexpertin konnte anschließend die Qualle zuordnen. Crambione Cookii verfügt über einen Stachel, der Stich kann tödlich enden.
Auch der Jerdontimalie (Chrysomma altirostre altirostre) aus Burma galt als ausgestorben. Der Vogel wurde zuletzt zu Beginn der Vierzigerjahre gesehen. Doch im vergangenen Jahr fanden Forscher der National University of Singapore einige Exemplare 150 Kilometer nördlich von Rangun. Die Art gehört zu den Sperlingsvögeln und lebt bevorzugt im Grasland. Der Myanmar-Jerdontimalie ist eine von zwei weiteren Unterarten des seltenen Vogels. Solche Wiederentdeckungen bezeichnet man als Lazarus-Effekt.
Das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren haben sie nicht überstanden - das glaubten Wissenschaftler im Fall der Quastenflosser. Doch dann wurde 1938 erstmals ein Komoren-Quastenflosser (Latimeria chalumnae) entdeckt. Die Kuratorin des East London Museums fand in Kapstadt im Netz eines Fischerboots ein Tier, das später als Quastenflosser eingeordnet wurde. Doch es dauerte danach fast 50 Jahre, ehe der Fisch erstmals in seinem natürlichen Lebensraum beobachtet wurde. Das ist seither mehrfach passiert, wie diese Aufnahme aus dem Jahr 2005 zeigt - kommt allerdings äußerst selten vor.
In Simbabwe wurde im Dezember 2016 dieser Höhlenfrosch (Artholeptis troglodytes) entdeckt. Auch hier hatten Forscher angenommen, dass er bereits seit Jahrzehnten ausgestorben war - zuletzt wurde ein Exemplar der Art, die nur in dem Land vorkam, 1962 gesehen. Nun hatten Wissenschaftler um Robert Hopkins vier Tiere im Chimanimani-Nationalpark im Osten des Landes gefunden. Hopkins hatte acht Jahre nach dem Frosch gesucht. Die Forscher wollen die Tiere nun züchten und in der Natur aussetzen.
Bergbilchbeutler: Das kleine, mausähnliche Beuteltier war einige Zeit nur als Fossilienfund bekannt und wurde ebenfalls für ausgestorben gehalten. Doch dann wurden Exemplare in den Sechzigerjahren in einer Skihütte im australischen Bundesstaat Victoria gefunden. Schon bald war klar: Die neu entdeckte Art ist gar nicht so neu, sondern stimmt mit den Fossilienfunden überein.
Bereits 2010 wurde dieser braune Frosch mit auffällig roten Beinen entdeckt - der Nimba-Berg-Riedfrosch (Hyperolius nimbae). Nach 43 Jahre fand ein Forscher in Sumpfgebieten der Elfenbeinküste erstmalig wieder zwei Exemplare. Seit 1967 galten sie als ausgestorben, sie sind nach dem Naturschutzgebiet Nimba-Berge benannt. Der Nimba-Berg-Riedfrosch kommt vermutlich nur an der Elfenbeinküste vor, möglicherweise gibt es aber auch Populationen im angrenzenden Guinea und Liberia.
Es war 2006 eine der Entdeckungen des Jahres: die Laotische Felsenratte (Laonastes aenigmamus). Eigentlich kannte man das Tier nur als Fossil - denn es war nach Forschermeinung bereits seit elf Millionen Jahren ausgestorben. Doch dann kamen Wissenschaftler auf einem Markt in Laos dem Tier, das dort Kha-Nyou genannt wurde, auf die Spur. Denn dort wurde es von den Einheimischen gern gegrillt und verspeist. Ein emeritierter Professor fand schließlich ein lebendes Exemplar und konnte nachweisen: Es handelt sich um die Felsenratte.
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