CO2-Ausstoß China bekennt sich erstmals als Klimasünder Nr. 1

China gilt schon lange als weltgrößter CO2-Emittent - jetzt hat der für Klimakonferenzen zuständige Chefunterhändler des Landes dies erstmals zugegeben. Laut wissenschaftlichen Berechnungen ist das Riesenreich für knapp ein Viertel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich.
Stau in Nanning (China): Hohe CO2-Emissionen durch Industrie und Verkehr

Stau in Nanning (China): Hohe CO2-Emissionen durch Industrie und Verkehr

Foto: epa Michael Reynolds/ picture-alliance/ dpa

Peking - Xie Zhenhua lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: "Wir sind jetzt weltweit auf dem ersten Platz beim Emissionsvolumen", sagte der für die internationalen Klimaverhandlungen zuständige chinesische Diplomat bei der Vorstellung der Regierungsposition beim nächsten Klimagipfel in Cancún (Mexiko).

Westliche Wissenschaftler betonen bereits seit mehreren Jahren, das China die USA 2006 oder 2007 als weltgrößten Klimasünder überholt hat. Bislang hat sich die Regierung in Peking diesen Titel jedoch nicht vorbehaltlos zu eigen gemacht - sie erklärte stets, dass dies möglich sei, aber zur Klärung dieser Frage weitere Untersuchungen nötig seien und dass zudem die Emissionen pro Einwohner ein fairerer Maßstab seien.

Trotz seines Eingeständnisses betonte auch Xie, dass die reichen Länder bei der Emissionsbegrenzung eine Vorreiterrolle übernehmen müssten - schließlich hätten diese insgesamt mehr zum Treibhauseffekt beigetragen als die Schwellenländer. Tatsächlich waren die USA der größte Klimasünder des 20. Jahrhunderts.

Xies Äußerungen zu Chinas Rolle bei Treibhausgasen kommen der politischen Führung des Landes offenbar nicht gelegen. Auf der Internet-Seite der Regierung wurde zwar eine Abschrift seiner Pressekonferenz veröffentlicht - aber ohne die entsprechende Passage. Auch die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua berichtete nicht über das Eingeständnis. Nach Berechnungen von Ölmulti BP stiegen Chinas Kohlendioxid-Emissionen im vergangenen Jahr um neun Prozent auf 7,5 Milliarden Tonnen - auf knapp ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen.

Im Dezember treffen sich Diplomaten und Regierungsvertreter aus aller Welt in Cancún. Ziel ist ein globales Klimaschutzabkommen, das dem Kyoto-Vertrag folgen soll. Die Verhandlungen dürften schwierig werden. Der Klimagipfel vor einem Jahr in Kopenhagen scheiterte. Wichtige Schwellenländer haben zudem bereits im Vorfeld klar gemacht, dass sie keine Zugeständnisse machen wollen. Als Problem gelten neben China auch die USA. Drastische Reduzierungen der Emissionen sind selbst für Präsident Barack Obama kaum durchsetzbar.

hda/Reuters
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