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"Climate March": Klima-Proteste in aller Welt

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Treibhausgas-Bilanz Menschheit darf nur noch 30 Jahre Kohle, Öl und Gas nutzen

Wie lässt sich die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen? Eine neue CO2-Bilanz zeigt: Mehr als die Hälfte der Kohle-, Öl- und Gasvorräte müssen im Boden bleiben.

Hamburg - Treibhausgase aus Fabriken, Kraftwerken und Autos drohen das Klima erheblich zu erwärmen. Wissenschaftler warnen vor möglichen Folgen wie ansteigenden Meeren, schmelzenden Gletschern, Extremregen oder Hitzewellen. Am Dienstag debattieren die Vereinten Nationen in New York über einen Weltklimavertrag. Anlässlich der Uno-Konferenz zeigt eine globale Übersicht nun die Grenzen beim Ausstoß von Kohlendioxid (CO2).

Nur noch eine Generation lang dürften fossile Energien verbrannt werden, mahnt eine Forschergruppe in der "Globalen Kohlenstoffbilanz" ("Global Carbon Budget"). Gut 2000 Milliarden Tonnen CO2 habe die Menschheit seit Beginn der Industrialisierung bereits mit Abgasen in die Luft gepustet. Bleibe der CO2-Ausstoß so hoch wie derzeit, überschreite er in etwa 30 Jahren den kritischen Wert von 3200 Milliarden Tonnen des Gases seit Beginn der Industrialisierung. Würde die Schwelle nicht überschritten, bestehe dagegen eine gute Chance, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen.

China weit vor USA

Der Menschheit wird deshalb Enthaltsamkeit abverlangt. Sie müsste mehr als die Hälfte der Kohle-, Öl- und Gasvorräte in der Erde lassen. Bei den aktuellen Wachstumsraten wäre diese Grenze in drei Jahrzehnten erreicht. Zudem sei es notwendig in diesem Zeitraum, den CO2-Ausstoß um wenigstens fünf Prozent pro Jahr zu verringern, rechnen die Forscher um Pierre Friedlingstein von der University of Exeter im Fachmagazin "Nature Geoscience" vor . Der Trend müsste sich also umkehren: 2014 stiegen die Treibhausgasemissionen um 2,5 Prozent, berichten die Gelehrten in ihrer Bilanz, die sie nun in mehreren Fachzeitschriften veröffentlicht haben.

Die CO2-Menge in der Luft klettert von Rekord zu Rekord: Vergangenes Jahr habe die Menschheit mit Abgasen die Höchstmenge von 36 Milliarden Tonnen ausgestoßen; hinzu kamen gut drei Milliarden Tonnen bei Waldbränden.

Größter CO2-Verursacher ist China, das bevölkerungsreichste Land der Erde. Es stieß 2013 rund zehn Milliarden Tonnen CO2 aus, also etwa das Doppelte des zweitplatzierten USA. Die 28 EU-Staaten zusammen kamen auf 3,5 Milliarden Tonnen im vergangenen Jahr. China, die USA, die EU und Indien verursachen zusammen mehr als die Hälfte der globalen Treibhausgasemissionen.

So groß ist der Anteil der zehn abgasstärksten Staaten an den weltweiten CO2-Emissionen 2013:

1. China 28%

2. USA 14%

3. EU 10%

4. Indien 7,1%

5. Russland 5,3%

6. Japan 3,7%

7. Deutschland 2,2%

8. Südkorea 1,8%

9. Iran 1,8%

10. Saudi-Arabien 1,5%

Damit beschleunigt sich die Erwärmung des Klimas: Der sogenannte Strahlungsantrieb durch die Treibhausgase nahm von 1990 bis 2013 um 34 Prozent zu, berichtet die Uno-Weltorganisation für Meteorologie (WMO). Die Gase halten Sonnenstrahlung in der Atmosphäre zurück, sodass sich die Luft wärmt - das Ausmaß und die Folgen sind allerdings umstritten.

Nach Einschätzungen des Weltklimarats IPCC könnte es Ende des Jahrhunderts vier Grad wärmer sein als zu Beginn der Industrialisierung, sollten keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Außer der Verringerung des CO2-Ausstoßes sehen die Autoren der Bilanz-Studie kaum eine Möglichkeit, die Klimaerwärmung aufzuhalten.

Bioenergie und CO2-Einlagerung im Erdboden (CCS) könnte CO2 in der Luft zwar reduzieren. Gegen Biokraftstoffe spreche allerdings, dass sie Lebensmittelsicherung und Artenvielfalt gefährdeten. Und beim Einlagern von CO2 sei ungewiss, ob eine sichere Speichermethode vorhanden sei. Das CO2 zu verwerten, um Meeresalgen zu düngen, sei ebenfalls ein unsicherer Weg, weil unklar sei, wie das Leben im Ozean darauf reagiere.

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