Unerwartete Corona-Folgen Lockdown lässt Sperlinge besser zwitschern

Die Coronakrise hat unerwartete Folgen für das Tierreich. Weil sie nicht mehr gegen den Stadtlärm ansingen mussten, sind die Lockrufe von Sperling-Männchen attraktiver geworden.
Sperling: Während des Lockdowns war es in San Francisco so leise wie 1954

Sperling: Während des Lockdowns war es in San Francisco so leise wie 1954

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Francois Gohier / Ardea / imago images

Während das öffentliche Leben in San Francisco wegen der Corona-Pandemie monatelang weitgehend zum Erliegen kam, haben Sperlinge in der plötzlichen Ruhe ungeahnte Gesangsfähigkeiten entwickelt. Die männlichen Exemplare der zu den Sperlingen gehörenden Dachsammern tschilpten plötzlich sanfter, verbesserten die Bandbreite ihrer Stimme und wurden dadurch verführerischer für die Weibchen, berichten Forscher im Fachblatt "Science" .

"Als die Stadt laut war, sangen die Vögel wirklich laut", sagte die Hauptautorin der Studie, Elizabeth Derryberry, von der Tennessee University. Als im Frühling in Kalifornien weitgehende Ausgangsbeschränkungen erlassen wurden und der Verkehr deutlich nachließ, nahm der Lärm in San Francisco um die Hälfte ab und fiel auf das Niveau des Jahres 1954.

Wie Menschen auf einer Party

Die Forscher verglichen Aufnahmen von Dachsammerrufen des vergangenen Jahres mit Aufnahmen an den gleichen Orten im April und Mai 2020 und fanden heraus, dass die Vögel jetzt deutlich leiser tschilpten und tiefere Töne trafen.

Derryberry verglich die Vogelrufe mit menschlichem Verhalten bei Partys: Während man zu Beginn des Abends noch ganz normal reden kann, muss man immer lauter sprechen, je mehr Gäste kommen. "Wenn man bei einem Cocktailempfang brüllt, ist die Stimme nicht gerade die Beste", sagte die Forscherin. Genauso sei es, wenn die Sperlinge gegen den Stadtlärm anschreien müssten.

Mit dem Abnehmen des Lärms während der Corona-Beschränkungen hätten die Männchen plötzlich viel "besser und sexy" geklungen: "Für Weibchen klangen sie nach besseren Partnern." Obwohl die Männchen nun leiser riefen, waren sie in der ruhigen Stadt zudem in einem doppelt so großen Umkreis zu hören wie vorher.

Die Erkenntnisse der Studie zeigen laut den Forschern, wie schnell Vögel sich an veränderte Bedingungen anpassen können. Langfristige Lösungen zur Bekämpfung von Lärm könnten positive Auswirkungen wie etwa eine höhere Artenvielfalt haben.

koe/AFP
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