Lockdown im Dschungel Coronavirus bedroht auch Menschenaffen

Gorillas, Schimpansen, Orang-Utans: Sie alle könnten von Covid-19 betroffen sein. Forscher warnen vor einem Massensterben und verordnen den Tieren Isolation.
Junger Berggorilla im Nationalpark Virunga im Kongo: Anfällig für Infektionskrankheiten

Junger Berggorilla im Nationalpark Virunga im Kongo: Anfällig für Infektionskrankheiten

Foto: Fiona Rogers/ Nature Picture Library/ imago images

Das neuartige Coronavirus bedroht auch unsere nächsten Verwandten im Tierreich: Forscher warnen, dass ganze Populationen von Menschenaffen, zu denen Gorillas, Orang-Utans, Bonobos und Schimpansen zählen, an einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 sterben könnten. Viele Schutzgebiete in Afrika und Südostasien sind deshalb bereits für Menschen gesperrt worden.

In einem offenen Brief in der renommierten Fachzeitschrift "Nature"  forderten 25 Wissenschaftler Regierungen und Vertreter der Tourismusbranche auf, Menschenaffen jetzt besonders zu schützen. Es sei zwar noch nicht bekannt, ob die Infektions- und Sterberaten im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus bei Menschenaffen vergleichbar hoch ausfallen wie beim Menschen. Allerdings wisse man aus früheren Studien, dass selbst milde menschliche Krankheitserreger wie Erkältungsviren bei den Tieren schwere Auswirkungen haben können.

Orang-Utan im Naturpark Semengoh auf der Insel Borneo: Beliebt bei jungen Touristen

Orang-Utan im Naturpark Semengoh auf der Insel Borneo: Beliebt bei jungen Touristen

Foto: Edwin Giesbers/ Nature Picture Library/ imago images

"Insbesondere für Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, steht viel auf dem Spiel", sagte der Hauptautor des Briefes, Thomas Gillespie von der US-amerikanischen Emory University, der britischen Zeitung "The Guardian" . Gerade der Wildtier-Tourismus sei für die Affen gefährlich, weil die Touren meist von jungen Menschen gebucht würden, bei denen eine Infektion schwieriger festgestellt werden könne. "Es wäre extrem schwierig zu prüfen, ob sie ansteckend sind."

Mindestens zehn Meter Abstand zu Menschenaffen

In Ruanda, Uganda und im Kongo waren die Menschen bereits vor dem Ausbruch der Pandemie angehalten, sich mindestens sieben Meter von Gorillas fernzuhalten. Neue Richtlinien der Weltnaturschutzunion (IUCN) sehen jetzt einen Mindestabstand von zehn Metern vor.

Außerdem sollen Kontakte mit Menschen auf das für die Sicherheit und Gesundheit der Tiere notwendige Minimum reduziert werden. Kranke Menschen oder solche, die in den vergangenen 14 Tagen mit einem Kranken in Kontakt gekommen sind, dürfen sich den Affen nicht nähern.

Östliche Flachlandgorillas im Nationalpark Kahuzi-Biéga im Kongo: Tausende tote Tiere durch Ebola

Östliche Flachlandgorillas im Nationalpark Kahuzi-Biéga im Kongo: Tausende tote Tiere durch Ebola

Foto: Christophe Courteau / Nature Picture Library/ imago images

Die Arbeit von Tierärzten und Rangern, die sich um wilde Gorillas kümmern, wird trotz der Pandemie fortgesetzt - allerdings mit zusätzlichen Vorsichtsmaßnahmen. "Vieles von dem, was wir Menschen im Moment praktizieren, zum Beispiel Social Distancing oder Quarantäne, steht auch im Mittelpunkt der Empfehlungen zum Schutz von Menschenaffen", sagte die Tierärztin Kirsten Gilardi dem britischen Rundfunk BBC . Sie engagiert sich im Projekt "Gorilla Doctors"  in Afrika.

Die DNA von Menschenaffen gleicht zu 98 Prozent jener von Menschen. Neben Wilderei und dem Verlust von Lebensräumen zählen Infektionskrankheiten mittlerweile zu den drei größten Bedrohungen für einige Menschenaffenarten. Frühere Studien haben gezeigt, dass Schimpansen an Erkältungsviren erkranken können und dass das Ebolavirus geschätzt Tausende von Schimpansen und Gorillas getötet hat.

jki
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