Naturschutz-Bericht Wilderei nimmt in der Pandemie zu

In der Coronapandemie werden in Afrika und Asien Stellen für Wildhüter eingespart, das zeigt ein Bericht der Weltnaturschutzunion. Für die Tiere heißt das nichts Gutes.
Weißhandgibbon in Indonesien: Stark gefährdete Art

Weißhandgibbon in Indonesien: Stark gefährdete Art

Foto: Zikri Maulana / SOPA Images / LightRocket / Getty Images

Der Naturschutz hat in vielen Teilen der Welt wegen der Coronapandemie schweren Schaden genommen. So mussten in mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika Einsätze gegen Wilderer reduziert oder eingestellt werden, berichtete die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Donnerstag in Gland bei Genf.

Auch ein Viertel aller Schutzgebiete in Asien meldete Einschränkungen bei Naturschutzaktivitäten. In Nord- und Lateinamerika sowie in Europa und der Region Ozeanien seien die wichtigsten Funktionen dagegen aufrechterhalten worden, obwohl Einkünfte durch Touristen fehlten.

Nach Umfragen in mehr als 60 Ländern verlor jeder fünfte Wildhüter seinen Arbeitsplatz, jeder vierte musste mit einer Einkommenskürzung oder Auszahlungsverspätung fertig werden, schreibt die IUCN in der hauseigenen Zeitschrift »Parks« . In 22 Ländern seien in mindestens 64 Fällen Erhaltungsmaßnahmen in Schutzgebieten zugunsten von Straßenbau oder Öl- und Gasförderung zurückgenommen worden.

Naturschutz ist auch Pandemieschutz

Natürlich habe die Gesundheit der Menschen in der Coronapandemie Priorität, sagte IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle. »Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir nur mit Investitionen in eine gesunde Natur eine solide Basis für die Erholung von der Pandemie schaffen und künftige Krisen der öffentlichen Gesundheit vermeiden.« An einigen der von der IUCN veröffentlichten Arbeiten hat auch die Naturschutzorganisation WWF mitgearbeitet.

Infolge von Bevölkerungswachstum, Abholzung und Plantagenbau schrumpft der Lebensraum von Wildtieren; Tiere und Menschen geraten dadurch immer enger in Kontakt .

Auch mit Blick auf den Ursprung der Coronavirus-Pandemie gehen Forscher bislang davon aus, dass das Virus wahrscheinlich von Tieren auf den Menschen übergesprungen ist. Abgeschlossen sind die Untersuchungen dazu aber noch nicht. Die gleiche These gilt für das Virus, das gerade wieder in zwei afrikanischen Ländern lebensgefährliche Ebola-Infektionen ausgelöst hat.

Die IUCN wurde 1948 gegründet und bezeichnet sich mit 17.000 Experten als größtes Umweltnetzwerk der Welt. Unter den 1400 Mitgliedern sind Naturschutzorganisationen und Regierungen. Unter anderem gibt sie die Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten heraus.

jme/dpa
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