Eichhörnchen im Hitzesommer Jetzt ist Nuss
Über die sozialen Netzwerke verbreiten Eichhörnchen-Hilfen, Tierschützer und auch einige Medien ein Horrorszenario. Weil der Sommer so heiß war, gibt es weniger Nüsse als sonst. Deshalb könnten Eichhörnchen nicht genügend Futter finden, um über den Winter zu kommen. Die Tierschützer rufen dazu auf, den Tieren zusätzlich Futter zu geben.
Tatsächlich ist die Lage nicht so bedrohlich, wie behauptet wird. "Wir sehen keine akute Gefahr, dass Eichhörnchen dieses Jahr verhungern oder zu wenige Vorräte anlegen können", sagt Kathrin Klinkusch vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).
Zwar gibt es weniger Nüsse als sonst, aber 2018 war ein Mastjahr. Das bedeutet, dass in diesem Jahr mehrere Baumarten gleichzeitig und besonders stark blühten. Das führt nun dazu, dass es mehr Eicheln und Bucheckern gibt. Beides fressen Eichhörnchen, außerdem Rinde, Baumknospen und Pilze. Vorräte finden sie also genug.
Futter kann auch andere Tiere anziehen
Wer Eichhörnchen gern beobachtet, kann sie trotzdem füttern, zumindest im eigenen Garten. Die Tiere mögen vor allem Nüsse, Sämereien und Sonnenblumenkerne. Erdnüsse und Mandeln können ihnen aber schaden. Außerdem eigentlich alle andere Nahrung, die sie nicht auch in Wald und Wiesen finden. Schokolade, salzige oder scharfe Snacks sollten selbstverständlich auch nicht an Wildtiere verfüttert werden.
Klinkusch rät, das Futter im Tierfachgeschäft zu kaufen. "Im Wald sollte man auf keinen Fall massenhaft Nahrung sammeln, um die Eichhörnchen zu füttern", sagt sie. "Auch andere Tiere sind auf das Futter dort angewiesen."
Doch aufgepasst: Die Zuwendung könnte auch unerwünschte Nebenwirkungen haben: Tierfutter im Garten zieht auch Mäuse, Ratten und Waschbären an.
Drohen Eichhörnchen in diesem Herbst zu verhungern, wie zurzeit vielfach behauptet wird? Nein, sagen Naturschutzorganisationen. Wer die Tiere trotzdem füttern möchte, sollte einige Dinge beachten. pic.twitter.com/JFhuRraWnw
— SPIEGEL Wissen (@SPIEGEL_Wissen) September 21, 2018
Weniger Aufmerksamkeit erregen Wasserstellen, kleine Schalen mit Wasser, die täglich gesäubert werden sollten. Trotzdem helfen sie den Eichhörnchen. Denn: "Das größte Problem für Eichhörnchen in diesem Sommer war der Wassermangel", sagt Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund).
Langfristig hilfreicher als Futterplätze und Wasserstellen sind für Eichhörnchen und andere Wildtiere aber naturnahe Gärten mit vielen Sträuchern und Bäumen, in denen sie sich verstecken können. Bei Eichhörnchen sind vor allem Haselsträucher beliebt. Die liefern neben einem Versteck auch Haselnüsse, die die Tiere gern fressen oder für den Winter eingraben.