Weltklimagipfel Deutschland gibt 125 Millionen Dollar für Unwetter-Versicherungen

Es ist der bislang deutlichste Fortschritt auf der Weltklimakonferenz in Bonn: Mit einer Zusage von 125 Millionen Dollar will es Deutschland armen Ländern ermöglichen, sich besser gegen Wetterkatastrophen abzusichern.
Hurrikanschäden in der Karibik auf Haiti

Hurrikanschäden in der Karibik auf Haiti

Foto: HECTOR RETAMAL/ AFP

550 Millionen Dollar für die neuen Versicherungen waren bereits im Topf - jetzt legt erneut Deutschland etwas dazu: Weitere 125 Millionen stellt die Bundesregierung bereit, wie sie am Dienstag auf der Weltklimakonferenz in Bonn bekannt gab.

Das Geld soll die vor zwei Jahren gestarteten Versicherungen verbilligen, sodass sie in armen Ländern erschwinglicher werden. Zwei Varianten sind vorgesehen: Zum einen können sich Bürger versichern, zum anderen ganze Staaten. Die Assekuranzen sollen umgehende Hilfe bei Wetterkatastrophen ermöglichen und beispielsweise verhindern, dass Menschen in Not ihr Vieh oder Saatgut verkaufen und damit ihre Lebensgrundlage zerstören.

Bald sollen die Versicherungen 400 Millionen Menschen erreichen und an strenge Bedingungen geknüpft werden, berichtet Ingrid-Gabriela Hoven vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), die das Projekt mit initiiert hat: Staaten sollen Pläne vorlegen, wie das Geld im Ernstfall rasch an Bedürftige gelangt.

Erste Erfolge

Die ärmsten Menschen sind von Wetterkatastrophen besonders betroffen, weil sie kaum in der Lage sind, Stürme, Überschwemmungen oder Dürren zu verkraften. Doch man ist gewarnt: Korruption hat Entwicklungshilfe gerade in afrikanischen Staaten oft in dubiosen Kanälen versickern lassen.

Die Leistungen der Klima-Versicherungen sollen an Bedürfnisse der Zielgruppen orientiert sein: Nomaden in Äthiopien etwa hilft im Schadensfall kein Bargeld, dafür helfen Lebensmittel.

Erste Erfolge gebe es, berichtet Hoven: Nach den zerstörerischen Hurrikanen diesen Sommer, hätten binnen 14 Tagen 55 Millionen Dollar für Katastrophenhilfe in der Karibik mobilisiert werden können.

Streit um Ausgleichszahlungen

Die Initiative "InsuResilience" für die Förderung von Klimafolgenversicherungen in Entwicklungsländern werde nun zu einer globalen Partnerschaft ausgebaut, teilt das BMZ mit. Das Ministerium rechnet damit, dass in Bonn weitere Länder Finanzzusagen machen würden. Neben Deutschland hat Großbritannien die größten Beiträge gezahlt.

Ein Pionierprojekt gab es seit 2005: Der Rückversicherer Munich Re versichert über einen afrikanischen Direktversicherer Umweltschäden im Niger und Senegal, in Mauretanien und Kenia. Einige Schadensfälle seien beglichen worden, Millionen Menschen hätten profitiert. In einem Fall sollen durch die Auszahlungen Hunderttausende Nutztiere vor dem Verdursten gerettet worden sein.

Versicherungen werden aber nicht allen Streit um Ausgleichszahlungen bei den Klimaverhandlungen schlichten können; für schleichende Schäden wie Meeresspiegelanstieg, Gletscherschmelze oder Wüstenausbreitung kommen die Assekuranzen nicht infrage.

Darüber, ob vom Klimawandel verschlimmerte Umweltveränderungen im Rahmen des Weltklimavertrags teilweise versichert werden sollen, streiten die Delegierten auf der Weltklimakonferenz in Bonn.

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren