Wetterstatistik Hat es Weihnachten früher öfter geschneit?

Schnee gehört zu Weihnachten wie Glühwein und die Krippe. Doch wie oft gibt es in Deutschland weiße Weihnachten? Das sagt die Statistik.
Annaberg-Buchholz in Sachsen (Dezember 2014): Das Weihnachtstauwetter verhindert oft ein weißes Fest

Annaberg-Buchholz in Sachsen (Dezember 2014): Das Weihnachtstauwetter verhindert oft ein weißes Fest

Foto: Jan Woitas/zb/dpa

In Filmen, Büchern und auf Kunstwerken liegt zuverlässig Schnee, wenn die perfekten Weihnachten gezeigt werden sollen. Doch das Bild vom weißen Fest hat wenig mit der Realität in Deutschland zu tun. Am 24. Dezember und in den Folgetagen schneit es hierzulande nur selten. Das hat sich seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1961 nicht geändert, zeigen die Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Für einzelne Orte liegen sogar seit 1881 Daten vor.

Dass viele Menschen trotzdem den Eindruck haben, dass weiße Weihnachten früher häufiger waren, liegt womöglich an einer Schneeperiode in den Sechzigern. Damals lag an vielen Orten zum Fest mehrere Jahre hintereinander Schnee. Zudem bleiben weiße Weihnachten besser im Gedächtnis als graue, verregnete.

Der DWD spricht von weißen Weihnachten, wenn an allen Festtagen, also an Heiligabend und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, morgens um 7 Uhr mindestens ein Zentimeter Schnee liegt. Die letzten fast flächendeckenden weißen Weihnachten erlebten die Menschen in Deutschland demnach 2010. Das ist allerdings die Ausnahme, wobei die Wahrscheinlichkeit für Schnee zum Fest je nach Region variiert:

  • Im Flachland und in den Flussniederungen im Westen und Südwesten liegt die Wahrscheinlichkeit für eine geschlossene Schneedecke bei zehn Prozent.
  • Im Norden und Nordosten ist sie mit 15 bis 25 Prozent etwas höher.
  • In den Mittelgebirgen kann man zu 30 bis 50 Prozent mit weißen Weihnachten rechnen .
  • Am besten stehen die Chancen auf Bergkämmen der Mittelgebirge und in den Alpen ab einer Höhe von 800 bis 1000 Metern. Hier liegt zu Weihnachten so gut wie immer Schnee.

Ein neuer Trend lasse sich aus Wetterdaten bislang nicht ableiten, sagt DWD-Meteorologe Andreas Friedrich. Die Schneewahrscheinlichkeit zu Weihnachten sei seit Beginn der Aufzeichnungen etwa gleich geblieben.

"Auf der Zugspitze hat es seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnung 1880 immer weiße Weihnachten gegeben", sagt Friedrich. Neben der Höhenlage spielt für die Schneewahrscheinlichkeit auch die Nähe zum Meer eine wichtige Rolle. Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Fest mit Schnee gerade mal bei zwei Prozent. Auch gibt es in Berlin und Brandenburg eher weiße Weihnachten als in Niedersachsen.

Aufs Weihnachtstauwetter ist Verlass

Dass es zu Weihnachten so selten schneit, liegt am sogenannten Weihnachtstauwetter. Dieses gehört zu den verlässlichsten Witterungsregelfällen in Deutschland, kehrt also jährlich immer um die gleiche Zeit wieder. Dabei ziehen milde Atlantikluft und Regen von Westen heran und vertreiben die kalte Luft, die zwischen November und Mitte Dezember meist Winterwetter mit Minusgraden und Schneefall nach Deutschland bringt.

Christbaum in einem verschneiten Garten in Bayern (2014): Die Winter werden wärmer

Christbaum in einem verschneiten Garten in Bayern (2014): Die Winter werden wärmer

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Auch 2019 wird es in den meisten Regionen nach derzeitigen Prognosen wohl keine weiße Weihnacht geben.

Eine Veränderung bestätigt die DWD-Statistik dann aber doch. Die Winter waren früher kälter. Den Angaben zufolge ist es in Deutschland seit 1881 im Dezember um 1,7 Grad wärmer geworden. Setzt sich der Trend in den nächsten Jahren fort, könnte das die weihnachtliche Schneewahrscheinlichkeit doch noch weiter senken.

jme/dpa
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