Diskussion um penetrantes Brummen Der Bootsmannfisch und die Briten

Nördlicher Bootsmannfisch: Nicht schön, aber laut
Foto: CorbisDie Männchen des Nördlichen Bootsmannfischs haben eine ganz eigene Methode, die Damenwelt für sich zu begeistern: Mit Hilfe ihrer Schwimmblase erzeugen sie ein lautstarkes Brummen mit einer Frequenz von etwa 100 Hertz, zur Not über mehrere Stunden. Für ein ungeübtes Ohr klingt das in etwa so wie ein kaputtes Elektrogerät. Für die Fischweibchen ist es dagegen das Signal zur Ablage ihrer Eier.
Es heißt, dass mehrere Tiere gemeinsam sogar Bootswände zum Schwingen bringen können. Und nur eine trickreiche Konstruktion im Gehirn der Fische sorgt dafür, dass diese von ihrem eigenen Gelärme nicht hörgeschädigt oder gar taub werden. Der wundersame Nördliche Bootsmannfisch gilt deswegen nun als Verdächtiger bei der Suche nach einer unbekannten Lärmquelle, die viele Briten in der Grafschaft Hampshire an der Südküste der Insel derzeit umtreibt.
Mehrere Zeitungen haben bereits über das mysteriöse Brummen berichtet. Es beginne gegen zehn Uhr abends, klagten Bewohner aus Southampton im "Mirror" . Und inzwischen sei man sich sicher, dass die Belästigungen nicht etwa von Hausgeräten der Nachbarn stammten. Im "Independent" ist gar zu lesen, dass manche der Lärmgeplagten ihren Arzt aufsuchten - weil sie vermuteten, an Tinnitus zu leiden.
Nun gilt aber der Fisch als möglicher Ruhestörer. Forscher von der Scottish Association for Marine Science hatten diese Möglichkeit ins Spiel gebracht - nachdem lärmende Bootsmannfische bereits aus den USA aktenkundig sind. Allerdings eher aus dem Bereich des Pazifiks, wo es zwei Populationen gibt. So hatten sich Hausbootbesitzer in Sausalito vor den Toren von San Francisco jahrelang über den Lärm im Sommer beschwert, bis seine Quelle endlich gefunden wurde.
Doch womöglich sind die Fische ja auch im Nordatlantik zu Hause - und damit in der Nähe des Ärmelkanals, so die These der schottischen Forscher. Doch bisher ist das nur eine Vermutung. Bewiesen ist die kühne Hypothese keineswegs.
Hormone lassen Weibchen zuhören - oder auch nicht
In jedem Fall ist der Nördliche Bootsmannfisch aber ein faszinierendes Tier. Die etwa 25 Zentimeter langen Fische können wenn nötig auch außerhalb des Wassers durch Luftatmung eine Zeit lang überleben - aber auch in bis zu 350 Meter Wassertiefe abtauchen. Forscher um Andrew Bass von der Cornell University in Ithaca (US-Bundesstaat New York) hatten vor einigen Jahren im "Journal of Neuroscience" berichtet, dass im Fischgehirn die Steuerung des Brummgeräuschs und der Hörsinn im selben Bereich zu Hause sind.
Das bedeutet: Die männlichen Bootsmannfische können sich vor Hörschäden und Taubheit schützen, indem sie ihren eigenen Lärm aktiv ausblenden. Ihr Gehirn sendet rund 100-mal pro Minute Signale, um die Geräuschproduktion anzuregen und genau gleichzeitig die Sensitivität des Hörsinns kurz herunterzufahren.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass die weiblichen Tiere das Geräusch nur dann hören können, wenn sie Eier tragen. Sonst sorgt ihr niedriger Hormonspiegel dafür, dass die Weibchen das Werben der Männchen schlicht nicht wahrnehmen. Egal, wie laut die Herren brummen.