
Regenwald in Alaska: Vor der Abholzung?
Trumps Abholz-Ankündigung So kommt ein Regenwald nach Alaska
Als bekannt wurde, dass im Amazonasregenwald Zehntausende Feuer lodern, war den meisten Menschen die Dimension sofort klar.
Der Tropenwald ist ein bemerkenswertes Ökosystem. Ungefähr sechs Prozent des weltweiten Sauerstoffs werden dort durch Fotosynthese gewonnen. Mehr als die Hälfte aller bekannten Landlebewesen sind auf dem Gebiet heimisch, obwohl der Wald nur 12 Prozent der Waldfläche auf der Erde ausmacht. Wird er zerstört, geht all das verloren.
Nun hat Donald Trump laut einem Medienbericht angekündigt, Regenwälder in Alaska zur Abholzung freigeben zu wollen. Manch einer wundert sich über diese Ankündigung - nicht nur, weil ausgerechnet während der Brände im Amazonas weitere Bäume geopfert werden sollen, sondern auch, weil von Regenwäldern in Alaska die Rede ist.
Regenwald verorten die meisten Menschen in den Tropen. Und das stimmt ja auch. Ein großer Teil dieser Wälder befindet sich wie auch der Amazonas in der Nähe des Äquators. Regenwälder gibt es aber tatsächlich auch in höheren Breiten. Fragmente sind auch in Europa zu finden. Statt um einen tropischen Regenwald, handelt es sich dort allerdings um sogenannten gemäßigten Regenwald (temperate rainforest).
Feuchte Meeresluft lässt den Regenwald in hohen Breiten wachsen
Der Tongass National Forest in Alaska, auf den sich Trumps Ankündigung beziehen soll, ist mit einer Fläche von knapp 70.000 Quadratkilometern der größte Nationalforst der USA und gilt als der letzte intakte, gemäßigte Regenwald weltweit.
Er ist Teil der vom WWF definierten Pacific temperate rainforests ecoregion, die sich auf mehr als 100 Kilometern Breite die Westküste Nordamerikas herabzieht - vom Prince William Sound in Alaska, über den kanadischen Bundesstaat British Columbia bis nach Nordkalifornien (siehe Karte unten, Stand 2011).

Borealer und gemäßigter Regenwald auf der Nord- und Südhalbkugel (Stand 2011)
Foto: world merge/ DellaSalaDort ist es vergleichsweise kalt. Eines hat die Region aber mit den Tropen gemeinsam: Es regnet viel, in manchen Gegenden mehr als 3000 Liter pro Quadratmeter im Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland fielen 2018 im Schnitt 590 Liter Regen pro Quadratmeter. Die hohe Niederschlagsmenge ist die Voraussetzung dafür, dass sich ein Regenwald entwickelt, ab einem jährlichen Niederschlag von 2000 Litern pro Quadratmeter im langjährigen Durchschnitt gilt eine Waldregion als Regenwald.
In den gemäßigten Breiten gibt es das nur in Küstenregionen mit Bergen im Hinterland. Vor den Bergen sammelt sich dann feuchte Meeresluft und steigt in kältere Höhen auf. Weil kalte Luft weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann, als warme Luft, beginnt es zu regnen. Auch Nebel ist häufig.
Artenreichstes Ökosystem der gemäßigten Klimazone
Das Meeresklima sorgt dafür, dass die Temperaturen übers Jahr nicht so stark schwanken wie sonst in höheren Breiten mit heißen Sommern und kalten Wintern. Im gemäßigten Regenwald in Nordamerika liegen die Temperaturen beispielsweise das ganze Jahr zwischen 10 und 24 Grad.

Regenwald in Alaska: Vor der Abholzung?
Damit schwankt die Temperatur zwar stärker als am Äquator, bietet aber dennoch gute Bedingungen für das Wachstum von Pflanzen und Tieren. In der gemäßigten Klimazone ist der Regenwald das Ökosystem mit der größten Artenvielfalt. Es gibt eine Vielzahl großer Raubtiere, aber auch zahlreiche Insekten- und Spinnenarten sowie einzigartige Pflanzen.
Im Regenwald Nordkaliforniens wächst beispielsweise der höchste Baum der Erde - der Küstenmammutbaum. Im Tongass National Forest in Alaska gibt es vor allem Nadelbäume. Auch der Riesenlebensbaum, dessen Stamm bis zu sechs Meter dick werden kann, ist hier zu finden. Außerdem gibt es Schwarz- und Braunbären, Weißkopfseeadler und Wölfe. Zugvögel nutzen das Gebiet als Raststätte.
Der gemäßigte Regenwald ist durch ähnliche Aktivitäten bedroht wie das Pendant in den Tropen. Zwar stehen seit den Neunzigern Teile des nordwestamerikanischen Regenwaldes unter Naturschutz oder dürfen nur eingeschränkt genutzt werden. Es gibt aber auch Regionen, in denen Bäume gefällt werden dürfen.
Kahlschlag in Nordamerika
Statt gerodet wie der Amazonas, wird der nordamerikanische Regenwald dort kahl geschlagen, um an alte, wertvolle Bäume zu gelangen. Zwar müssen neue Exemplare gepflanzt werden, sie brauchen aber Zeit, um nachzuwachsen. Zudem entsteht weniger fruchtbarer Humusboden, weil nicht mehr so viel Laub und Nadeln auf den Boden herabfallen. Die Qualität der Böden leidet.
Trumps angebliches Vorhaben, 9,5 Millionen Acre (rund 3,8 Millionen Hektar) Land im Tongass National Forest für Holzfirmen zu öffnen, könnte das noch verstärken.
In Europa sind die gemäßigten Regenwälder bereits so gut wie vollständig verschwunden, auch weil sich der Mensch ausgebreitet hat. Es gab sie beispielsweise im Norden Spaniens und in Großbritannien. Heute sind allerdings nur noch Fragmente übrig. An der Westküste Norwegens gibt es noch wenige Quadratkilometer des skandinavischen Küstenregenwalds.