Gewitterphänomen Forscher machen Donner sichtbar

Um Donner zu sehen, empfiehlt es sich, selber Blitze vom Himmel zu holen. Nur eigens entfachte Blitze garantieren Messungen des ansonsten unvorhersehbaren Naturphänomens. So fuhren Forscher des Southwest Research Institute SRI in den USA aufs Land und warteten auf Gewitterwetter.
Als schwüle Luft endlich dunkle Wolkenmassen herantrieb, starteten Maher Dayeh vom SRI und seine Kollegen ihre Rakete: Das Geschoss trug einen geerdeten Kupferdraht in den elektrisch aufgeladenen Himmel. Prompt entlud sich die Spannung - aus den Wolken krachten Blitze zum Draht. Das Kupferkabel wirkte wie ein Blitzableiter, ein abenteuerliches Schauspiel.
Um auch den Donner zu sehen, hatten die Gelehrten 15 Mikrofone im Umkreis von hundert Metern aufgestellt. Nur aus der Ferne klingt Donner wie Grollen, in der Nähe als scharfer Knall. Je lauter ein Schlag, desto mehr Strom fließt.
Geräusche in Farbe
Ein Computer übersetzte die Geräusche in Farben - sie verraten auf tausendstel Sekunden genau die Spur des Donners. Sein Wummern folgt exakt dem Blitz, der sechsmal wärmer ist als die Oberfläche der Sonne.
In einem zentimeterschmalen Kanal schießt der Strom mit bis zu 20.000 Ampere zur Erde; Elektrogeräte laufen mit gerade mal zehn Ampere. Die Hitze dehnt die Luft explosionsartig aus - es donnert. Der Donner wird intensiver, je näher er der Erde kommt.
Sein lautester Knall ertönt, wenn die gefürchtete 30.000 Grad heiße Starkstromfackel in den Boden schlägt. Am Boden schmelzen sogar Sandkörner. Steht ein Mensch im Umkreis von etwa 20 Metern, ist er in Lebensgefahr.
In der Kaminecke
Die Signatur des Donners soll helfen, Blitze zu ergründen. Obwohl täglich vier Millionen Blitze niedergehen, ist das Phänomen nicht gut verstanden. Der gängigen Erklärung zufolge laden sich Partikel in den Wolken mit unterschiedlicher Ladung auf.
Hagelkörner reiben sich aneinander, wobei sich positive von negativen Ladungen trennen. Kleine Teilchen laden sich positiv auf, Aufwinde peitschen sie in die Höhe.
Bald schweben in zehn Kilometern Höhe vor allem Teilchen mit positiven Ladungen, während die Wolke in flacheren Gefilden negativ geladen ist. Am Boden werden dadurch positive Ladungen angezogen - in der Luft kann sich eine Spannung von Hunderten Millionen Volt aufbauen. Wird die elektrische Spannung zu groß, löst sie sich mit einem Schlag, es blitzt.
Wie moderne Kunst wirke die Darstellung des Donners, schwärmte Dayeh nun auf einer Tagung mehrerer amerikanischer Forschungsverbände in Montreal, Kanada, wo er seine Ergebnisse vorstellte. Solch ein Bild würde jede Kaminecke schmücken.
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Aufnahme des künstlich ausgelösten Blitzes (oben) - im Vergleich die in Farben übersetzten Geräusche des Donners. Rot steht für starkes Donnern, gelb für mäßiges und grün für schwaches.
Künstliches Gewitter: Eine Rakete trug einen geerdeten Kupferdraht in den elektrisch aufgeladenen Gewitterhimmel. Prompt entlud sich die Spannung über das Strom leitende Metall (linkes Foto, grüne Farbe). Aus den Wolken krachten Blitze zum Kabel (weiße Spuren). Um auch den Donner zu sehen, hatten Forscher 15 Mikrofone im Umkreis von hundert Metern aufgestellt - die Geräusche wurden in Farben übersetzt (rechte Bilderfolge).
Donner in Farbe: Sein lautester Knall ertönt, wenn die 30.000 Grad heiße Starkstromfackel in den Boden schlägt. Rot steht für starkes Donnern, gelb für mäßiges und grün für schwaches.
Gefürchtetes Phänomen: Ein Blitz schlägt am 28. Juli 2014 in Münster in den Kirchturm der Kirche St. Lamberti ein.
Gewitter über Niedersachsen: Die Signatur des Donners soll helfen, Blitze zu ergründen.
Einschlag: In der Luft kann sich eine Spannung von Hunderten Millionen Volt aufbauen.
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