Washington - Vor drei Jahren wurden sie im südlichen Arm des Potomac in West Virginia entdeckt - und für ein lokales Phänomen gehalten. Jetzt aber tauchen Fische mit Missbildungen in weiten Teilen des Potomac und seiner Nebenflüsse auf, die unter anderem die Hauptstadt der USA mit Trinkwasser versorgen. Wie die Zeitung "Washington Post" berichtet, handelt es sich um männliche Forellen- und Schwarzbarsche, die unreife Eier in ihren Geschlechtsteilen tragen.
Bis zu 80 Prozent der im Potomac gefangenen und untersuchten männlichen Schwarzbarsche sind davon betroffen, sagte Vicki Blazer, Biologin der staatlichen Behörde US Geological Survey. An vier der sieben Überwachungsstellen habe man die Missbildungen sogar bei ausnahmslos allen Fischen gefunden.
Über die genauen Ursachen sind sich die Experten dem Bericht zufolge noch im Unklaren. Es gebe jedoch den dringenden Verdacht, dass die Verschmutzung des Potomac und seiner Zuflüsse das Hormonsystem der Fische verrückt spielen lasse. Laut Blazer könnten durch den Potomac Substanzen schwappen, die die chemischen Signale im menschlichen Körper durcheinander bringen.
Ob sich die Auswirkungen für die Fische aber auch auf den Menschen übertragen ließen, sei ungeklärt, betonte Thomas Jacobus, Generaldirektor der Wasserbehörde Washingtons. Auch lasse sich derzeit nicht sagen, ob das Leitungswasser der US-Hauptstadt noch bedenkenlos trinkbar sei. Allerdings seien Fische wahrscheinlich weit stärker betroffen als Menschen, da die Tiere dem Wasser rund um die Uhr ausgesetzt seien. Zudem könne der Mensch allein aufgrund seiner größeren Körpermasse höhere Dosierungen an Schadstoffen vertragen.
Dennoch prüfen Wissenschaftler laut "Washington Post" bereits, wie sich das Wasser und der Schlamm des Potomac auf menschliche Zellen auswirken. Ergebnisse gebe es bislang allerdings noch nicht.