Dschungel-Spinne Achtbeiniger Vegetarier fasziniert Biologen

Diese Spinne hat ganz besondere Fressvorlieben: Eine Art in Südmexiko ernährt sich nahezu vollständig vegetarisch. Um an ihre Lieblingsspeise zu kommen, haben die Tiere eine clevere Strategie entwickelt. Sie tricksen Ameisen aus, die eigentlich als Pflanzenwächter arbeiten.
Springspinne Bagheera kiplingi: "Fast ausschließlich vegetarische Ernährung"

Springspinne Bagheera kiplingi: "Fast ausschließlich vegetarische Ernährung"

Foto: DDP / R. L. Curry

Villanova - Normalerweise fangen sie ihre Beute in kunstvoll gewobenen Netzen. Manchmal bringen sie ihre Opfer auch als blitzschnelle Jäger zur Strecke. Die rund 40.000 bekannten Spinnenarten der Erde leben räuberisch und verschmähen für gewöhnlich Pflanzenkost - mit einer Ausnahme.

Diese Ausnahme heißt Bagheera kiplingi und erinnert mit ihrem Namen an den schwarzen Panther im Dschungelbuch und den Autor des Werkes, den Briten Rudyard Kipling. "Das ist tatsächlich die erste Spinne, die gezielt Pflanzen jagt", sagt Christopher Meehan von der Villanova University (US-Bundesstaat Pennsylvania). Zusammen mit Kollegen hat er die Tiere in Südmexiko beobachtet. Im Fachblatt "Current Biology"  berichten die Forscher von ihren Ergebnissen. "Selbst bei konservativster Schätzung deutet alles auf eine fast ausschließlich vegetarische Ernährung hin", sagt Meehan.

Bagheera kiplingi frisst spezielle Futterkörper, die an den Spitzen der Akazienblätter wachsen. Rund fünf Minuten brauchen die Tiere, um eines der sogenannten beltschen Körperchen zu verspeisen, das zu 80 Prozent aus Fasern besteht.

Die gehaltvollen Futterkörbe dienen eigentlich als Belohnung für Ameisen, mit denen die Akazien in Symbiose leben. Die Tierchen sollen die Pflanzen vor Feinden schützen. Die Ameisen wohnen in großen hohlen Dornen und werden für ihren Kampfesmut mit Nektar und den Futterkörpern belohnt.

Jungtiere sehen wie Ameisen aus

Doch die Spinne überlistet die Ameisenwächter mit Schnelligkeit und Finesse. Wie alle Springspinnen besitzt auch Bagheera kiplingi sehr gute Sinnesorgane und eine ausgeprägte Agilität. Zusätzlich hat sie ausgeklügelte Fluchtstrategien entwickelt. So nistet Bagheera beispielsweise an futterarmen älteren Zweigen, die von den Ameisenpatrouillen kaum kontrolliert werden, hält sich von frisch gewachsenen Futterstellen fern, wechselt bei Angriffen schnell ihre Richtung und legt mit Spinnfäden Rückzugswege an. Außerdem labt sich die Spinne noch an der Brut der Ameisen: Fast die gesamte tierische Beute der Spinne besteht aus Larven der Tiere.

Die wundersame Spinne hat noch weitere Eigenschaften, die Biologen staunen lassen: Während alle anderen Spinnen ihre Beute außerhalb des Körpers verdauen und dann den Saft schlürfen, verzehrt Bagheera die pflanzlichen Fasern der beltschen Körperchen in fester Form. Noch überraschender ist eine zweite Entdeckung: Die Forscher haben Anhaltspunkte dafür gefunden, dass die männlichen Tiere bei der Pflege der Eier und der Jungspinnen aushelfen.

Außerdem hat die Spinne noch einen weiteren Anpassungstrick entwickelt, um ihre Jungtiere zu schützen: Sie sehen den Ameisen nicht nur ähnlich - sie verhalten sich auch so weit wie möglich wie diese.

chs/AP/ddp
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