

Ein Hoffnungsschimmer am grauen, kalifornischen Himmel: Die jüngsten starken Regenfälle in dem dürregeplagten US-Westküstenstaat werden als "März-Wunder" begrüßt. Nach einem trockenen, warmen Februar bringt das Klimaphänomen El Niño endlich wieder Wasser. Beendet ist die Wasserkrise damit allerdings nicht.
"Die jüngsten Regenfälle helfen, doch wir haben immer noch erschöpfte Grundwasserspeicher, trockene Wassernetze und leere Brunnen, die sehr lange brauchen, um sich von der Dürre zu erholen", sagt Bauingenieurin Jeanine Jones. Sie ist seit vielen Jahren die "Dürre"-Beauftragte bei der staatlichen Wasserbehörde in Sacramento.
Vor einem Jahr hatte der kalifornische Gouverneur Jerry Brown Wassersparen angeordnet und Auflagen verhängt. Städte und Gemeinden sollten ihren Wasserverbrauch innerhalb eines Jahres um 25 Prozent reduzieren. Trotz der jüngsten Winterregen soll diese Notstandsregelung mindestens bis Oktober weiter gelten, entschied die Behörde im vorigen Monat.
40 Millionen Bäume vertrocknet
Forscher bringen die Verschärfung der Dürreprobleme im Westen der USA mit dem menschengemachten Klimawandel und den daraus resultierenden wärmeren Temperaturen in Verbindung. "Längere Dürreperioden gab es schon in der Vergangenheit, aber die steigenden Temperaturen verschlimmern nun die Auswirkungen der Trockenheit, wir sprechen von 'heißen Dürren'", erklärt James Vose vom US-Forest Service.
Der Wissenschaftler ist Mitverfasser einer im Februar von der Forstverwaltung veröffentlichten Studie über die schädlichen Auswirkungen der Dürre für Wald und Weideland. Seit 2010 sind demnach rund 40 Millionen Bäume in den kalifornischen Wäldern der Trockenheit zum Opfer gefallen, auch durch dürrebedingte Brände und einen starken Borkenkäferbefall der geschwächten Bäume.
Gouverneur Brown sprach im vorigen Oktober von dem schlimmsten Baumsterben in der jüngeren Geschichte des Westküstenstaates und rief einen "Baum-Notstand" aus. Nach Schätzungen der Forstbehörde gingen allein 2015 insgesamt 29 Millionen Bäume durch Trockenheit zugrunde.
Die trockenen Monate stehen bevor
Wissenschaftler der Carnegie Institution for Science gehen von noch größeren Schäden aus. Im Dezember legten sie eine Untersuchung vor, wonach seit 2011 bis zu 58 Millionen große Bäume - von den Mammutbäumen in Nordkalifornien bis zu den Kiefernwäldern der südlichen Sierra Nevada - so viel Wasser verloren hätten, dass ihr Zustand als "extrem bedrohlich" eingestuft wurde.
Die Wald-Expertin Toral Patel-Weynand von der Forstbehörde in Washington verweist auf "stark sichtbare Dürreschäden" im Los Padres National Forest und im Sequoia-Wald, einem beliebten Ausflugsgebiet. "Das Baumsterben hat auch Folgen für den Wasserhaushalt, die Holzgewinnung und für den Freizeitwert der Wälder", sagt sie.
Viele Gegenmaßnahmen gibt es in extremen Dürrejahren nicht. Auf lange Sicht sollen mehr Bäume mit einer höheren Trockenresistenz angepflanzt werden, zum Schutz vor Bränden wird Unterholz ausgedünnt.
Derzeit geht in Kalifornien die Winterregensaison zu Ende. Im Schnitt fallen 75 Prozent der jährlichen Niederschläge in Kalifornien zwischen Anfang November und Ende März. Die Wintersaison mit Schneefall ist kürzer geworden. Nach Angaben der Forstbehörde hat sich hingegen die Zeitspanne für Waldbrände in den trockenen Sommer- und Herbstmonaten deutlich vergrößert - verglichen mit 1970 um 78 Tage.
Video: Animation - Warum das Wasser knapp wird
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Lake Powell am 26. Mai 2015: Der Stausee liegt im Grenzgebiet der Bundesstaaten Utah und Arizona, beliefert aber auch Kalifornien mit Wasser.
Immer wieder sind in den vergangen vier Jahren große Teile des Sees ausgetrocknet.
Wüste in Rancho Mirage im Großraum Palm Springs, Kalifornien, am 21. August 2015: Forscher bringen die Verschärfung der Dürreprobleme im Westen der USA mit dem menschengemachten Klimawandel und den daraus resultierenden wärmeren Temperaturen in Verbindung.
14. September 2015: Im Sommer kam ein Mensch bei einem Großbrand in der Gegend um die kalifornische Stadt Middleton ums Leben, mindestens 400 Häuser brannten nieder. Nach Angaben der US-Forstbehörde hat sich die Zeitspanne für Waldbrände in den trockenen Sommer- und Herbstmonaten in Kalifornien deutlich vergrößert - verglichen mit 1970 um 78 Tage.
Tote Mandelbäume in Bakersfield, Kalifornien (23. Juli 2015): "Längere Dürreperioden gab es schon in der Vergangenheit, aber die steigenden Temperaturen verschlimmern nun die Auswirkungen der Trockenheit, wir sprechen von 'heißen Dürren'", erklärt James Vose vom US-Forest Service.
Almaden Reservoir in San Jose, Kalifornien: Das Bild oben zeigt den Stausee am 7. Februar 2014, das Bild unten am 14. März 2016.
Das Klimaphänomen El Niño brachte zuvor vier Tage Regen und hat einige Wasserspeicher deutlich aufgefüllt. Allerdings müssen die Vorräte nun fast für den gesamten Sommer reichen: Im Schnitt fallen 75 Prozent der jährlichen Niederschläge in Kalifornien zwischen Anfang November und Ende März.
Trockenheit: Ein Baum, der normalerweise direkt am Ufer des Folsom Lake steht, befindet sich im Januar 2014 mehrere Hundert Meter vom See entfernt.
"Hilf Wasser zu sparen" (Aufnahme vom 21. August 2015): Vor einem Jahr hat der kalifornische Gouverneur Jerry Brown die Bürger Kaliforniens zum Wassersparen verpflichtet. Trotz der jüngsten Winterregen soll diese Notstandsregelung mindestens bis Oktober weiter gelten.
Ein bisschen Leben: Aus dem Boden des ausgetrockneten Camanche Reservoir im San Joaquin Valley wachsen im April 2015 ein paar zarte Pflänzchen. Seit 2010 sind laut einer Studie etwa 40 Millionen Bäume in den kalifornischen Wäldern der Trockenheit zum Opfer gefallen, auch durch Brände.
Leerer Wasserspeicher in den Hügeln über Los Angeles (10. April 2015): In Dürrezeiten gibt es kaum Möglichkeiten, gegenzusteuern.
Flussbett des Guadalupe River in San Jose: Am 21. August 2015 war es vollständig ausgetrocknet.