Imker korrigieren Prognose Ein Fünftel der Bienenvölker ist tot

Die Imker haben ihre Schätzung zum Bienensterben im Winter korrigiert. Demnach haben im Schnitt 20 Prozent der Völker in Deutschland die kalte Jahreszeit nicht überlebt. Die Tiere fehlen nun bei der Bestäubung von Blüten.
Biene auf einer Kirschblüte am Bodensee: Ohne Bestäubung gehen die Obstbauern bei der Ernte leer aus

Biene auf einer Kirschblüte am Bodensee: Ohne Bestäubung gehen die Obstbauern bei der Ernte leer aus

Foto: Felix Kästle/ dpa

Gut ein Fünftel der Bienenvölker hat den Winter nicht überlebt, teilte der Deutsche Imkerbund in Wachtberg bei Bonn mit. Die Verluste sind damit etwas geringer ausgefallen als zunächst befürchtet, aber immer noch überdurchschnittlich hoch. Noch im März schätzten die Imker, dass ein Drittel der Völker gestorben ist.

"Unsere Befürchtungen aus dem Herbst letzten Jahres haben sich Gott sei Dank nicht voll bestätigt", sagte Barbara Löwer, Geschäftsführerin des Deutschen Imkerbundes. Lege man aber die normale Überlebensrate von etwa 90 Prozent zugrunde, liege das aktuelle Ergebnis deutlich darüber. Im Winter 2013/2014 waren nur acht bis neun Prozent der Bienenvölker gestorben.

Besonders hohe Verluste in Bayern

An der aktuellen Frühjahrsbefragung des Verbandes hatten sich rund zehn Prozent oder 10.000 Mitglieder mit insgesamt 170.000 Bienenvölkern beteiligt. Die Umfrage ergab, dass bundesweit 22,5 Prozent der Völker im Frühjahr nicht mehr lebten. 39 Prozent der Betriebe meldeten überhaupt keine Ausfälle.

Die Regionen waren unterschiedlich betroffen. Besonders hohe Verluste gab es nach Angaben der Organisation in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und dem Saarland.

Wichtige Bestäuber für Apfel- und Kirschbäume

Der Bienenverlust wird bis zum Sommer nicht vollständig auszugleichen sein. "Vor allem bedeuten die Verluste, dass wir jetzt im Frühjahr weniger Flugbienen haben, die die Bestäubung in der Region sicherstellen und Honig produzieren können", erklärt Löwer.

Bienen bringen Blütenstaub von Blüte zu Blüte und gelten als einer der wichtigsten Bestäuber. Sie tragen damit entscheidend zum Erhalt vieler Pflanzen bei, die wiederum von anderen Tieren als Lebensraum oder Nahrungsquelle genutzt werden. Auch für den Menschen ist die Bestäubung von großer Bedeutung: So können die meisten Nutzpflanzen, etwa Apfelbäume, nur dann Früchte tragen, wenn ihre Blüten zuvor bestäubt wurden.

Als Hauptgrund für das Sterben der Bienen im Winter nennen die Imker die Varroamilbe. Offenbar waren die Bienen in diesem Winter besonders anfällig für den Parasiten. Grund dafür könnte sein, dass es im Herbst lange warm war und die Bienen dadurch noch lange aktiv blieben. Das könnte sie geschwächt haben. Bedroht werden die Insekten auch durch Pestizide, die Forscher für eine Ursache des in ganz Europa beobachteten Bienensterbens halten.

jme/dpa
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