Folge der Erderwärmung Eisbären könnten bereits im Jahr 2100 ausgestorben sein

Schmelzendes Eis, schmelzende Zukunft: Zwölf von 13 Eisbär-Populationen dürften laut einer Studie zum Ende des Jahrhunderts nicht mehr existieren
Foto: KT MILLER/ AFPDurch den Klimawandel könnten Eisbären bis zum Jahr 2100 in freier Wildbahn ausgestorben sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine nun in der Zeitschrift "Nature Climate Change " veröffentlichte Studie. Demnach dürften zwölf von dreizehn untersuchten Populationen die nächsten 80 Jahre nicht überstehen.
Das Verschwinden des Eises und damit des Lebensraums der Bären durch die steigenden Temperaturen sorgt laut der Studie dafür, dass die Fleischfresser weniger Nahrung finden. Die Bären kämen dadurch in einen Teufelskreis, weil hungrige, entkräftete Tiere weniger Erfolg bei der Jagd hätten. Dies sei in einigen Regionen bereits zu beobachten.
Mit dem Schrumpfen des Eises am Nordpol verkleinere sich das Zeitfenster, das den Bären für die Robbenjagd bleibe. Mit weniger Körpergewicht kämen die Bären dann schlechter durch den arktischen Winter.
"Für die Bären verlängert sich die Zeit ohne Nahrung, bevor das Eis wieder zufriert und sie sich erneut auf die Jagd machen können", sagte der Leiter der Studie, Steven Amstrup von der NGO Polar Bears International.
Temperatur steigt in der Arktis besonders rapide
Die Forscher gingen in ihrer Studie von einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um 3,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aus. Bereits die Erwärmung um ein Grad hat zu einer Häufung von Hitzewellen, Dürren und Stürmen geführt. In der Arktis steigen die Temperaturen zudem doppelt so schnell wie im weltweiten Durchschnitt.
Selbst wenn die Menschheit den Anstieg auf 2,4 Grad begrenzen könnte - ein halbes Grad mehr als im Pariser Klimaschutzabkommen, aber dennoch kaum realistisch - würde es das Aussterben der Bären wohl nur verzögern.
"Das wäre noch immer viel mehr, als Eisbären während einer Million Jahre Evolutionsgeschichte erlebt haben", sagte Amstrup. Die Fleischfresser am oberen Ende der Nahrungskette seien kaum in der Lage, sich einer veränderten Umwelt schnell genug anzupassen. "Ihr Lebensraum schmilzt sprichwörtlich."
Bisher sind lediglich Eisbären so unmittelbar vom Klimawandel betroffen, das sei aber nur ein Vorbote dessen, worauf sich andere Tierarten in den kommenden Jahrzehnten einstellen müssten, schreiben die Forscher. In freier Wildbahn leben heute noch etwa 25.000 Eisbären.
Die Weltnaturschutzunion IUCN hatte zuletzt ihre Rote Liste aktualisiert. Sie umfasst nun 120.372 Tier- und Pflanzenarten, davon mehr als 32.000 Spezies in den höchsten Gefährdungskategorien. Neben etlichen Lemurenarten sind inzwischen auch der Atlantische Nordkaper, eine im Nordatlantik verbreitete Art der Glattwale - und der Feldhamster existenziell bedroht.