
El Niño: Muscheln zeugen von Klimaschwankungen
El Niño Muscheln bieten Blick auf uraltes Klimaphänomen
Hamburg - Regen und Überschwemmungen in Peru, Dürre in Australien: Alle drei bis sechs Jahre sorgt das Klimaphänomen El Niño dafür, das Meeresströmungen und Winde ihre gewohnten Wege verlassen. Es kommt zu dramatischen Wetterumschwüngen rund um den Pazifik. Das Wasser des südpazifischen Ozeans ist dann vor den Küsten Perus so nährstoffarm und warm, dass sich die Fische in den Süden oder tiefere Wasserschichten zurückziehen. Viele Seevögel und Seelöwen sterben. Fischer verlieren ihre Arbeit.
Noch wechselt sich dieses Warmwasser-Phänomen regelmäßig mit der Kaltphase La Niña ab, die in Peru Trockenheit und in Australien Nässe verursacht. Doch Klimaforscher fragen sich seit Jahren, wie die Zukunft dieses tropischen Wetterwechsels, der auch Enso (El Niño Southern Oscillation) genannt wird, aussieht. Einige befürchten, dass es durch die globale Erwärmung zu einem dauerhaften El Niño kommen könnte.
Doch ein internationales Forscherteam um Thomas Brey vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung hat nun nachgewiesen, dass es bereits vor Millionen von Jahren Enso-ähnliche Klimawechsel gab - und dass der Klimawandel El Niño voraussichtlich nicht verstärken wird.
Wie die Wissenschaftler um Brey in den "Geophysical Research Letters" berichten, haben sie die Wachstumsringe von langlebigen Muscheln aus der Antarktis untersucht. Die Fossilien stammen von der Insel Seymour Island und sind 50 Millionen Jahre alt. Sie bestehen aus Kalk und sind etwa hundert Jahre lang gewachsen. Wie bei Bäumen entsteht dabei jedes Jahr ein Wachstumsring.
"Die Schalen sind richtige Klima-Archive, die aufgrund ihres Kalkgehalts nicht verwesen und somit der Nachwelt erhalten bleiben", erklärt Brey. Beim Messen dieser Ringe stellten die Forscher fest, dass ihr Wachstumsrhythmus auf einen Drei- bis Sechs-Jahres-Rhythmus des El Niño hindeutet.
Muscheln als Zeitzeugen für den Klimawandel
"Das ist ein Indiz dafür, dass das Klima auch vor 50 Millionen Jahren von Warm- zu Kaltphasen hin und her gewechselt hat", sagt Brey. Zu der Zeit gab es die letzte große Warmphase der Erdgeschichte, das sogenannte Eozän . In der Antarktis wuchsen Bäume und das Wasser des Meeres war zwischen zehn und 16 Grad warm. Lag die Wassertemperaturen in ungewöhnlich warmen Jahren darüber, sind die Muscheln weniger gewachsen - und wurden so zum Wegweiser für die Klimaforscher.
Um ihren Fund zu überprüfen, verglichen die Forscher ihre Ergebnisse sowohl mit aktuellen Enso-Daten als auch mit den Enso-ähnlichen Schwankungen, die ein Eozän-Klima entwickeln würden. Das Ergebnis: Alle Muster stimmten überein.
Diese Entdeckung der Wissenschaftler ist für viele Klimaforscher interessant. Denn wenn die Wissenschaftler recht behalten, können sie damit die Klimaentwicklung im südpazifischen Ozean besser vorhersagen.