Folgen der Stromerzeugung in EU Energie in Deutschland am teuersten

Was sind die wahren Kosten für Energie? Die Antwort findet sich nicht nur auf der Stromrechnung, auch Subventionen und Folgeschäden müssen einberechnet werden. Deutschland schneidet laut einer EU-Studie schlecht ab.
Kohlekraftwerk im brandenburgischen Jänschwalde: Die Kohlekraft zieht die höchsten Folgekosten nach sich

Kohlekraftwerk im brandenburgischen Jänschwalde: Die Kohlekraft zieht die höchsten Folgekosten nach sich

Foto: Georg Ismar/ dpa

Brüssel - Die Energieerzeugung in Deutschland ist so schädlich für Klima, Gesundheit und Bodennutzung wie in keinem anderen EU-Staat. Die Negativfolgen werden für das Jahr 2012 auf etwa 42 Milliarden Euro geschätzt, das geht aus einer Studie im Auftrag der EU-Kommission hervor, das der Deutschen Presseagentur DPA vorliegt. Damit liegt der Wert für Deutschland sehr viel höher als für Großbritannien (etwa 27 Milliarden Euro) oder Polen (18 Milliarden Euro). Der Hauptgrund für den Negativspitzenplatz: Der hohe Anteil der klimaschädlichen Kohlekraft im deutschen Energiemix (knapp 45 Prozent).

Die Kohlekraft zieht der Studie zufolge mit großem Abstand die höchsten Folgekosten nach sich - pro Megawattstunde müssten bis zu 140 Euro auf die Produktionskosten und Subventionen draufgerechnet werden, um die tatsächlichen Gesamtkosten der Energie zu ermitteln. Im Bereich Gas liegt der Maximal-Schätzwert an Extrakosten nur bei etwa 60 Euro pro Megawattstunde, die Werte zur Biomasse (25 Euro) und Atomkraft (20 Euro) liegen niedriger. Windkraft tendiert gegen Null.

Folgekosten müssen mit rein

Als Folgekosten gelten beispielsweise erwartbare Schäden durch den Klimawandel, Flächenschwund durch Kraftwerksanlagen und Belastungen für das Gesundheitssystem - zur Behandlung von Asthma oder Krebs. Aber auch der höhere Aufwand für die zukünftig schwierigere Energieförderung wird einbezogen, etwa wenn sich Vorkommen erschöpfen und in schwer zugänglichen Regionen oder Tiefen gefördert werden muss.

Bei den Gesamtkosten - also für Produktion und die Folgen sowie inklusive Subventionen - streiten sich Kohle- und Solarkraft um den Titel des teuersten Energieträgers. Photovoltaik ist massiv subventioniert, die Hälfte ihrer Gesamtkosten von etwa 220 Euro pro Megawattstunde entfällt auf staatliche Hilfen. Bei den Gesamtkosten für Kohlestrom halten sich die Autoren eher vage - sie schätzen die Kosten auf cirka 160 bis 230 Euro pro Megawattstunde ein. Nuklearstrom (135 Euro pro Megawattstunde) und Onshore-Windkraft (110 Euro pro Megawattstunde) sind deutlich billiger zu haben.

Der Auftrag für die Studie kam aus dem Ressort von EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Die Veröffentlichung wird seit Längerem erwartet. Wie aus EU-Kreisen verlautete, war sich die EU-Kommission intern jedoch uneins über die Bewertung der Ergebnisse - Schätzungen zu den Folgekosten und zu Subventionen für die ganze EU gelten als schwierig. Dem Vernehmen nach will Oettinger das Papier noch unbedingt bis zu seinem Wechsel ins Digitalressort der Behörde - wahrscheinlich am 1. November - vorstellen. Der Deutsche pocht generell auf mehr Transparenz im Energiebereich.

khü/dpa
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