Erdgeschichte Sahara wurde ganz langsam zur Wüste

Bisher glaubten Geoforscher, dass die Sahara binnen kürzester Zeit von einer grünen Landschaft zur tristen Wüste mutierte. Doch nun scheint klar: Es dauerte mehrere tausend Jahre, bis Pflanzen, Tiere und Menschen verschwanden.

Washington - Los ging es vor rund 5500 Jahren: Zuerst gingen die tropischen Bäume ein, später dann verschwanden auch die Grassavanne - und Nashörner, Giraffen, Elefanten und Menschen mit ihr. Schuld an dem gravierenden Einschnitt waren veränderte Monsunwinde und geringere Niederschläge. Seit rund 2700 Jahren, so glaubt ein internationales Forscherteam um Stefan Kröpelin von der Universität zu Köln, sieht es in der Sahara ungefähr so aus wie heute.

Bislang hatten Wissenschaftler vermutetet, die Verwandlung des Gebiets sei innerhalb kürzerer Zeit passiert, habe bestenfalls ein paar Jahrhunderte gedauert. "Das ist eine absurde Vorstellung, die wir definitiv widerlegt haben", sagt Kröpelin nun. Es gebe zudem keine einheitliche Entwicklung für die gesamte Sahara. "Man muss wissen, dass es beim Klima nicht die eine Sahara gibt, sondern je nach geografischer Lage graduelle Unterschiede."

Prähistorische Funde zeigten, dass die Sahara vor Jahrtausenden in der südlichen Hälfte überwiegend eine Baumsavanne war, im nördlichen Teil eine Grassavanne. Im Süden hätten auch zahlreiche Fischarten die Gewässer bevölkert, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift "Science" (Bd. 320, S. 765).

Erkenntnisse über die Klima- und Vegetationsgeschichte der Sahara zu gewinnen, ist alles andere als einfach: Viele Zeugnisse der Geschichte der Region sind längst von Sand überdeckt. Eine der wenigen Stellen, die noch zugänglich sind, ist ein bis zu 26 Meter tiefer See im nördlichen Tschad, dessen Sedimentschichten jährlich um durchschnittlich 1,3 Millimeter anwachsen. Die Forscher um Kröpelin zogen aus diesem Sediment einen rund sieben Meter lange Probenkern. Aus den darin enthaltenen Pollen, Sporen und Sandpartikeln schlossen sie auf die Klima- und Vegetationsgeschichte der vergangenen 6000 Jahre.

Irgendwann in der Zeit zwischen 4200 und 3900 Jahren verlor der See seine Frischwasserversorgung: Die einmündenden Flüsse wurden abgetrennt oder versiegten. Das Reservoir wurde zum Salzwassersee, der sich nur aus dem Grundwasser speist.

Mit dem Verschwinden der Vegetation stieg in den Sedimenten der Anteil an Sand. Wenn rund um den See schon Savanne oder Wüste vorherrschte, konnten bestimmte Pollen nur aus weiterer Entfernung stammen. Ein stetiger Wind aus Nordost habe sie aus dem Mittelmeerraum herbeigeblasen haben, sagen die Forscher. Daraus schließen sie, dass sich seit rund 2700 Jahren jene Wüstenbedingungen und Windverhältnisse eingestellt haben, wie sie auch heute noch die Sahara kennzeichnen.

chs/ddp/dpa

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten