Evolution Das Geheimnis des Hundeblicks

Wenn Hunde einen mit großen Augen ansehen, fällt es schwer, ihnen etwas abzuschlagen. Nun zeigt sich: Wir Menschen haben ihnen den Trick erst beigebracht.
Hundeblick: Der 15 Wochen alte Spaniel hat offenbar Interesse an der Kamera

Hundeblick: Der 15 Wochen alte Spaniel hat offenbar Interesse an der Kamera

Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Hundebesitzer kennen das: Wenn ein Hund unsicher ist, sieht er in der Regel seinen Halter mit großen Augen an. Für Freunde von Vierbeinern mag das selbstverständlich erscheinen, aber das Verhalten ist dem nächsten Verwandten des Hundes - dem Wolf - fremd. Untersuchungen zufolge ist der Blickkontakt zwischen Mensch und Hund entscheidend für die soziale Interaktion.

Besonders stark reagieren Menschen auf die Fähigkeit von Hunden, die innere Augenbraue zu heben - und damit den typischen Hundeblick zu erzeugen. 2013 zeigte eine Studie, dass Hunde in Tierheimen schneller vermittelt werden, wenn sie häufiger ihre Augenbraue einsetzen. Eine neue Studie - zum Teil von den gleichen Forschern - kommt jetzt zu dem Schluss, dass Menschen den Hundeblick herangezüchtet haben.

Die Forscher hatten unter anderem die Gesichtsmuskulatur von einigen Wölfen mit der von Hunden verglichen. Dabei stellten sie fest, dass diese weitgehend gleich ist - außer im Bereich der Augen. Der Muskel beispielsweise, der die innere Augenbraue (orange Fläche, rechts) hebt, war bei den Hunden vorhanden, bei den Wölfen fanden sich dort sehr viel spärlichere Muskelfasern und Bindegewebe (siehe Grafik unten).

Unterschiede in der Gesichtsmuskulatur von Hund (links) und Wolf

Unterschiede in der Gesichtsmuskulatur von Hund (links) und Wolf

Foto: Tim Smith/dpa

Blick ähnelt dem eines traurigen Menschen

Brachten die Forscher einen Mensch mit Hunden oder Wölfen zusammen, ließen die Hunde ihren Augenmuskel spielen - die Wölfe taten das kaum. Besonders häufig hoben die Hunde dabei ihre Braue an. Das lasse die Augen größer erscheinen, schreiben die Wissenschaftler um Juliane Kaminski von der britischen University of Portsmouth im Fachjournal "Proceedings of the National Academy of Sciences" . Das Gesicht der Tiere wirke dadurch kindlicher. Außerdem ähnele der Blick dem eines traurigen Menschen - das könnte beim Herrchen einen Betreuungsreflex auslösen.

Die Forscher nehmen an, dass Menschen im Zuge der Domestizierung Hunde bevorzugt haben, die die Brauen hochziehen konnten. Nach und nach habe sich das Merkmal dadurch manifestiert.

Gesicht eines Huskys (Archiv)

Gesicht eines Huskys (Archiv)

Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Dass sich weiches Gewebe wie Muskeln in evolutionär recht kurzer Zeit derart verändert habe, sei bemerkenswert, so die Forscher. Die Linie von Wolf und Hund haben sich erst vor 33.000 Jahren getrennt.

jme/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren